Schlagzeilen-Kolumne: Nach-Gedanken

Letztes Wochenende verbrachte ich auf einer der größten Tattoo-Conventions, weil ich dort für mehrere Bondage-Auftritte gebucht war. Nun ist ja die Tätowierer-Gemeinde nicht unbedingt ein Hort der Sadomasochisten, Bondage-Liebhaber und Fetischisten, und so wunderte es mich doch ein bisschen, wie viel positive Rückmeldungen kamen.
Vom türkischen Biker, über die Standbesatzung von ?Lieber die eigene Haut als die von Tieren (PETA)? bis hin zu der Dame im grauen Schneiderkostüm, die ohnehin seltsam deplaziert auf einer derartig viel bunte Haut zeigenden Veranstaltung wirkte, kam ein Danke für die gezeigte Sinnlichkeit, den berührenden Ausdruck, die Schönheit des gefesselt in Seilen bewegten Körpers.
Und dabei zeigten …

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Hamburg: 15.05.2008 Schlagzeilen-Kino – Der Doku-Abend

Unter dem Motto „Vorhang auf – Licht aus – Film ab!“ präsentiert das Schlagzeilen-Kino auf vielfachen Wunsch am Donnerstag, den 15. Mai 2008 mit Beginn um 20.00 Uhr in der UnSchlagBar (s.u.) die beiden bekanntesten Dokumentationen über die SM- Szene in Deutschland. (Gesamtdauer ca.133 min):

– „Das soll Liebe sein …“ Aus der Reihe „Unter deutschen Dächern“ 1994, 45 min.

sowie

„Wir leben … SM“ 2004, 88 min.

Nachstehend eine kleine Einleitung durch Geli:

Frühling 2004. Ein Film zieht durch Deutschland. Gerhard Stahl, bekannter Dokumentarfilmmacher, zieht mit Beamer und Leinwand durch SM-Locations und kleine Kinos. Damals wurde der Film in zwei Vorstellung bereits im Café SittsaM gezeigt.

Für uns – die SMer – ist dieser Film eigentlich nicht gemacht, sondern für den normalen Menschen auf der Straße. Genau für die,
die sich nach Beantwortung der Frage: „Was ist SM?“ eilig von der Kamera abwenden oderlachend das Weite suchen. „Mit diesem Film möchte ich den Zuschauern die Augen öffnen. Die meisten Menschen haben völlig falsche Vorstellungen von der SM-Szene, hauptsächlich bedingt durch die einseitige und reißerische Berichterstattung in den Medien“, sagt Gerhard Stahl, der Macher von „Wir leben … SM“.

Mehr als ein Jahrzehnt nach „Das soll Liebe sein?“, einer Dokumentation über uns von den Schlagzeilen, die in der Reihe „Unter deutschen Dächern“ von Radio Bremen produziert wurde, gibt es eine neue Doku, die uns SMer endlich mal wieder so zeigt, wie wir wirklich sind, und nicht alsMonstrositäten-Kabinett der
Abartigkeiten. Der Film hält sich ganz an das SSC: Safe, Sane & Consensual – sicher, vernünftig und nur mit demEinverständnis des Partners – und gibt einen betont sachlichen Einblick in die Stuttgarter Szene.

Der Regisseur begleitete Andreas Müller – besser bekannt als sein Alter Ego „Woschofius“ – und seine damalige Partnerin Lady Isis ein
Jahr lang mit der Kamera: im Alltag, im Job und privat. Woschofius ist ein SM-Multitalent, ein Tausendsassa – er fotografiert, schreibt Geschichten und Gedichte, macht Skulpturen, komponiert Performance-Musik und veranstaltet Partys.

Auch „Lady Isis“ heißt bürgerlich nicht so, sondern nur in ihrer Tätigkeit als professionelle Domina. Lady Isis liebt ihren Job, obwohl er äußerst anstrengend ist. Nebenbei choreografiert sie und tritt bei SM-Performances auf.

Gelegentlich lassen die beiden ihre Geliebte Zoë zu sich kommen, um zu dritt miteinander zu spielen. Bei einer dieser sehr privaten SM-Sessions hatte Gerhard die Gelegenheit zu filmen, und es gelang ihm ein Dokument von seltener Authentizität und erotischer Intimität. Es geht um Streicheln,Schläge, Küsse, Kerzenwachs, noch mehr Küsse, Spanking, Drohungen – und alles mit einer demonstrativen Langsamkeit, bei der die Lust aller Beteiligten deutlich zu sehen ist. Weil der Film nämlich nicht den Fehler macht, mit der Kamera auf den Körpern zu bleiben. Im wichtigsten Moment hält die Kamera auf das Gesicht, in Nahaufnahme. Denn da ist die Lust.

Zoë sagt: „Vielleicht sind wir pervers – aber wir sind nette Perverse.“ Wie sie über ihre Lust an beiden Rollen spricht und die unterschiedliche Dynamik der psychischen Schmerzzufügung durch die Domina und der Züchtigung durch den Mann, macht ansatzweise auch für den Laien verständlich, was reizvoll daran sein könnte, sich bis zur Überschreitung der Schmerzgrenze in die Hände Dritter zu begeben.

Neben dieser immer wieder in Sequenzen eingestreuten Session sieht man Interviews mit allen Protagonisten, sowie die Proben zur Live-Performance von Carlos Perons „Les Salles“ beim Wave- Gotik-Treffen in Leipzig 2003.

Der Partyveranstalter Woschofius wird begleitet bei den Vorbereitungen zum Stuttgarter CSD und der anschließenden Party in einem Güterbahnhof. Die Musik zur DVD stammt von Carlos Peron mit dem Woschofius viele Musikprojekte verwirklicht hat.

Dankbar muss man Stahl dafür sein, dass sein Film vollkommen frei von den üblichen Psychologisierungen ist. Niemand muss in seiner Kindheit wühlen, kein „Experte“ gibt kühne Theorien zu besten, warum jemand „so“ wird.

„Ich fühl mich einfach viel ausgeglichener im Alltag, wenn mir der Hintern versohlt wurde“, sagt die Sklavin. Der Film zeigt auch unsere Schwierigkeiten, anerkannt zu werden. Gleichbehandlung möchten wir keine Randgruppe sein, sondern toleriert und respektiert in dem, was wir tun.

„Wir leben … SM!“ ist ein kleiner Meilenstein in der deutschen BDSM-Bewegung, denn es ist auch ein Coming-out-Film.

Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende in den „Klingelbeutel“ für die Vorführrechte ist gern gesehen.

UnSchlagBar Nobistor 36, 22767 Hamburg
Tel.: +49(0)40-31795682
Web: http://www.un-schlagbar.de/
EMail: info@un-schlagbar.de

Für weitere Infos: EMail geli@schlagzeilen.com
Tel.: +49(0)40-313290

Quelle: SWL

Wouter ist tot.

Wouter ist am 27.04.2008 in seinem Haus in Utrecht gestorben. Sein Herz hat versagt.

Wouter hat sich mehr als ein Jahrzent in der niederländischen BDSM-Szene engagiert (u. a. viele Jahre Webmaster bei der VSSM, Gründer von TicMayday, des ndl. Notfalltelefons sowie Mitveranstalter der Mätresse-Partys).

Beginnend mit seiner Teilnahme am BDSM-Gruppentreffen 2001 (jetzt BDSM-Kongress) im Waldschlösschen, hat er sich mit seiner so beeindruckend positiven Ausstrahlung auch in der deutschsprachigen Szene viele Freunde gemacht.

Ab diesem Zeitpunkt war er zusammen mit seiner Partnerin Inge und weiteren Freunden aus den Niederlanden fester und nicht wegzudenkender Bestandteil vieler Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum. Dabei wurde er als aufmerksamer und einfühlsamer Gesprächspartner und als Mensch gesucht und geschätzt.

Alleine im Waldschlösschen war er rund 20 Mal. Unvergessen bleiben seine Beiträge zum Gelingen dieser Veranstaltungen, ungezählt die Anregungen, die er mit Lesungen und in Gesprächen vermittelte, sowie seine charismatische warmherzige Ausstrahlung, die er so vielen Menschen liebevoll und selbstlos weitergab.

In diesen Tagen sind viele Menschen mit dem Schmerz über seinen jähen und viel zu frühen Tod erfüllt. Wouter hinterlässt als Mensch eine große Lücke in unseren Herzen.
Und so wie viele seiner Freunde stehe auch ich vor dem Problem, wie man einen Verlust in Worte fasst, der sich nicht in Worte fassen lässt.

In Gedanken stehen wir seiner Partnerin Inge in der Trauer um Wouter bei.

 

Lieber Wouter,

Deine wunderbare positive Ausstrahlung, Deine Wärme und Deine Liebe, die Du in vielen Begegnungen so vielen Menschen und mir entgegengebracht hast, werde ich nicht vergessen. Vor 7 Jahren warst Du für mich einer der Teilnehmer auf einem BDSM-Gruppentreffen; schon beim nächsten Treffen ein Mensch, auf den ich mich gefreut habe. Und bei den vielen weiteren Begegnungen ein Gastgeber, ein Gastgeber in Deinem Herzen und mit Deinen Taten. Ich hatte mich schon auf unser nächstes Treffen im Sommer gefreut …

Der Schmerz über Deinen Verlust wird der Dankbarkeit weichen, Dich kennengelernt zu haben. Und der Erinnerung an einen wundervollen Menschen.

Die Spuren Deines Lebens, Deiner Hände Werk und die Zeit mit Dir wird stets in uns lebendig sein.

Vielen Dank für die gemeinsame Zeit im Namen vieler Deiner Freunde Robert

 

Quelle: SWL