Bericht vom 23. Wave-Gotik-Treffen
Wie in den letzten Jahren waren wir auch dieses Jahr wieder für euch an Pfingsten in Leipzig auf dem Wave-Gotik-Treffen unterwegs. Laut Auskunft des Veranstalters kamen zum 23. WGT rund 21.000 Besucher sowie mehr als 10.000 Tagesgäste auf den Mittelaltermärkten.
Jedes WGT hat sein eigenes Flair und grenzt sich zumindest, in unserem Empfinden, dadurch von anderen vorangegangenen Wave-Gotik-Treffen ab. Dieses Jahr hatten wir den Eindruck, dass das WGT so richtig erwachsen geworden ist, das der Nachwuchs immer mehr aus den eigenen Reihen kommt aber das WGT deswegen trotzdem nicht alt geworden ist. Nie zuvor haben wir so viele Eltern mit Kind, Kinder überhaupt und ganze Familien mit Großeltern, Eltern und Kindern gesehen. Schaut man auf die Zahl 23 verwundert das nicht mehr. Die Teenager die vor 15 Jahren auf dem WGT waren, haben heute oft Kinder die inzwischen groß genug geworden sind das nun, meist nach ein paar Jahren Pause, die ganze Familie zum WGT fährt. Wir hatten einige interessante Gespräche mit Familien. Von der Oma die mit dabei war weil sie das ja über ihre Tochter kennt und so auf das Enkel aufpassen kann, den Ex-Punker-Großeltern, deren Kind jetzt mit der eigenen Familie auf dem WGT ist und die einfach das Gefühl dieses Festivals noch einmal miterleben wollten bis zu der extra aus dem tiefsten Bayern angereisten Familie die ihren Teenager Kindern den Besuch ermöglichen wollten war alles dabei. Eins hatten alle gemeinsam: Sie waren von der Atmosphäre auf dem WGT einfach nur begeistert.
Und auch das WGT selbst hat sich über die Jahre entwickelt ohne sich untreu zu werden. Die Anzahl der Veranstaltungsorte ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Zu den offiziellen Programmpunkten kommen noch jede Menge Veranstaltungen dazu die unabhängig aber anlässlich des WGT stattfinden. So kann wirklich jeder WGT Besucher etwas für seinen Geschmack finden, auch wenn er dazu oft quer durch Leipzig fahren muss, was in Anbetracht deines Obsorge-Tickets und der damit verbundenen kostenlosen Nutzung der Leipziger Straßenbahn kein Problem ist.
Ein häufig im Vorfeld des WGT geäußerter Kritikpunkt ist die Bandauswahl. Vielen fehlen dabei die „großen Namen“ auf der Bandliste. Aber macht nicht gerade genau das das WGT aus? Neues, anderes und interessantes zu entdecken? Kleinen Bands die Möglichkeit zu geben bekannt zu werden? Vielleicht mag es in der Vergangenheit das eine oder andere WGT gegeben zu haben auf dem die Bandauswahl hätte besser sein können. Wir finden aber die Mischung aus neuem, etablierten und altem dieses Jahr sehr gelungen. Und auch großen Namen waren da wie The Fair Sex die auf dem WGT ihr 30-jähriges Bandjubiläum feierten, Tarja, Oomph!, [:SITD:], Anne Clark um nur einige zu nennen.
Ein besonderes Highlight dieses Jahr war sicher die Bestattungswagenausstellung auf der parallel auf dem neuen Messegelände stattfindenden AMI. Ob die Veranstalter der AMI mit so viel Interesse gerechnet hatten? Aber auch die Museumsführungen, Vorträge, klassischen Konzerte, Kunstausstellungen und der langsam zur Kultveranstaltung avancierte Sticknachmittag für Schwarzromantiker waren gut besucht.
Und natürlich waren wir auch wieder auf der Obession Bizarr für euch dabei. Die traditionelle SM- und Fetisch-Party des WGT war wie immer mehr als gut besucht. Nach dem es letztes Jahr wieder viel Unmut über die Selektion am Einlass gab, was vom Outfit her auf die „Fetisch- & SM-Party“ passt und was nicht gab, wurde die Security dieses Jahr extra noch einmal auf die Besonderheiten hingewiesen worden. Unsere Nachfrage bei den Party-Gästen war dementsprechend auch positiver, zumindest ist uns dieses Jahr kein Bericht zu Ohren gekommen das man von einem Dom verlang hätte „wenigstens das Hemd auszuziehen“. Mit Uniformen und ob das nun ein Fetisch ist oder nicht scheint es aber noch immer Probleme zu geben. Die Playrooms waren wie immer gut besucht und so manch ein Pärchen nutze auch die Gänge im Spielbereich um öffentlich zu spielen. Und auch die Shows waren sehenswert. Wir glauben dass wohl kaum jemand im Publikum verstanden hat was die Show von Engineers of desire genau darstellen sollte, in unseren Augen war sie leider viel zu abstrakt, dafür aber interessant und überraschend inszeniert. Bei der Latex-Modenschau von Inner Sanctum gab es diese langen Gesichter im Publikum nicht und die Models in ihren knappen Latex-Outfits bekamen großen Applaus. Dan von den Two Knotty Boys und sein Model führten eine Hängesuspension vor, konnten das Publikum aber leider nicht so recht überzeugen. Vermutlich war die Vorführung etwas zu langatmig und ohne besondere Highlights. Aber das Highlight kam dann in Form der Burlesque Show von Krissy Lou, die nach und nach alle Hüllen fallen ließ.
Wir freuen uns schon auf das WGT 2015 und hoffen, dass auch von euch wieder viele dabei sein werden.