Seit ich auf einer Porno-Messe war, sehe ich Männer mit anderen Augen

Unter den Besuchern auf der Sex-Messe Venus steche ich ziemlich heraus. Vor allem, weil ich jünger als 65 bin. Und eine Frau. Das sind die meisten hier am frühen Vormittag nicht. Außerdem bin ich angezogen. Das ist unter den Frauen auf der Venus eher eine Seltenheit.

Und wenn doch, dann haben sie sich zumindest kleine Federn auf die Nippel geklebt, die frech aus ihrem Ausschnitt herausspringen. Ich trage einen Schal. Ein absolutes No-Go auf der Venus. Es sei denn, eine Frau kombiniert ihn zu einem Tanga aus essbaren Zucker-Perlen.

Dummerweise trage ich eine Hose. Und ich habe mir nicht einmal ein Loch hinein geschnitten, durch das mein nackter Hintern hervor blitzt, so wie bei der Besucherin vor mir. Ich komme mir vor wie eine Nonne, die den Ausflug eines Berliner Altenheims begleitet. So sehen die meisten anderen Besucher zumindest aus.

Am Eingang bekomme ich eine Goody-Bag in die Hand gedrückt. Unter der Aufschrift “The first true Pussy Lover” ist ein Vibrator abgebildet. Sehr praktisch, da ich eh noch nach einer neuen Tasche fürs Büro gesucht habe.

Auf einmal bin ich Sextoy-Fachhändlerin

Es ist übrigens kein Vibrator drin, sondern nur eine Kerze von Beate Uhse, wie die Frau vor mir sogleich enttäuscht feststellt. “Sagen Sie mal, ist das eine Sadomaso-Kerze?” fragt sie mich interessiert.

Ich frage mich, wieso ich wie eine Expertin für Sadomaso-Kerzen aussehe – bis ich sehe, was für ein Eintritts-Ticket ich erhalten habe.

Statt “Presse” steht auf der Karte, die mir um den Hals hängt, in großen Buchstaben: “Fachhändler”. Auch gut. Ich drehe die Karte trotzdem um. Es muss ja nicht gleich jeder von meiner Expertise erfahren.

“Eigentlich bin ich von der Presse”, sage ich der Frau. Sie sieht mich erschrocken an und geht weg. Menschen auf der Venus zu verscheuchen, ist einfacher als gedacht.

Vibrierende Kugeln sollen mich erregen

Ich folge einem Mann im Lackleder-Anzug und mit Cowboy-Hut in die erste Halle. Ich kann keine zehn Meter gehen, ohne dass etwas an meiner Hand vibriert.

Eine Verkäuferin rollt ohne Vorwarnung zwei vibrierende Kugeln über meinen Handrücken. “Fühlt sich gut an, oder?”

Sie sieht mich erwartungsvoll an. Ich frage mich, ob sie jetzt ernsthaft denkt, dass ich vor Ekstase stöhnend in die Luft springe, weil Gummi-Kugeln auf meinem Handrücken vibrieren.

″Ähm, ja ganz gut”, sage ich. Ihre Kollegin scheint nur auf ihren Einsatz gewartet zu haben. Eifrig huscht sie herbei, in ihren Händen einen überdimensional großen dunkelgrünen Dildo haltend. Er sieht aus wie eine Salatgurke. Ein Mann geht vorüber und nickt mir anerkennend zu.

??? Mehr zum Thema: Penis-Schmuck und Verzögerungsspray – diese absurden Dinge könnt ihr auf der Sex-Messe Venus kaufen

“Wenn du eher nach Dildos suchst”, sagt sie . “Wir haben alle Arten. Der hier ist besonders groß.” Hätte sie das nicht noch mal erwähnt – mir wäre es gar nicht aufgefallen.

“Wir haben den auch in Rosa und Gelb”, sagt sie.

“Vielleicht später”, sage ich. Der Mann, der mir eben noch anerkennend zugenickt hat, steht jetzt auf einmal hinter den Verkäuferinnen und starrt mich lüstern an.

Was ist nur mit den Männern los?

“Können wir Ihnen helfen?”, fragt die Verkäuferin freundlich. “Vielleicht etwas für die Freundin?” Er geht strammen Schrittes zum nächsten Stand. Dort gibt es Kissen mit den Abbildungen von nackten Frauen mit riesigen Brüsten – und einer Öffnung, in die Männer hinein onanieren können. Ich wage zu bezweifeln, dass er eine Freundin hat.

Ein Mann steckt gerade seinen Finger in eines der Löcher. “Ja, das fühlt sich wirklich gut an”, bestätigt er der strahlenden Verkäuferin.

Was ist nur mit den Männern los?, frage ich mich.

Dabei waren Kissen mit Löchern das harmloseste, was ich auf der Messe sehen sollte.

kissen

Das berühmte Nacktmodel Micaela Schäfer geht an mir vorbei, begleitet von einer Schar von Männern und einer aufgeregten blonden Frau mit einem RTL-Mikrofon.

Vor einer Wand posieren verschiedene Nackt-Models. Mehrere um die 60-jährige Männer stehen um sie herum und fotografieren sie. Schon aus zehn Metern Entfernung ist zu sehen, dass keine von ihnen natürliche Brüste hat. Ein Thema, das auch die beiden etwa 30-jährigen Männer neben mir beschäftigt.

“Die kann auch mal ihre Titten auspacken”, sagen sie über mich

“Boah, geil. Ganz ehrlich, mir ist das so egal, ob eine Frau gemachte Brüste hat”, sagt er zu seinem Freund. “Ich sag immer, was du hast, haste.”

“Na, ist auf jeden Fall besser als so Hänge-Titten”, erwidert der andere. “Stell dir das mal vor: Hast so ’ne richtig geile Frau, ihr bekommt Kinder und zack – Hänge-Titten.”

“Ey, ich würd’ sagen: Schatz, ich zahl dir Titten”, sagt der andere. Jetzt lachen beide dröhnend.

Ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Ein Fehler, denn sie haben es gesehen.

“Ey, verstehst du keinen Spaß, oder was?”, fragt mich einer der beiden.

Ich sage nichts und gehe lieber. “Kannst du nicht sprechen, oder was?”, fragt der andere gereizt.

“Ey, die kann auch mal ihre Titten auspacken”, sagt er zu seinem Freund.

“Reiß dich zusammen, sonst weint sie”, sagt er. “Wie sie guckt, ey. Jetzt ruft sie bestimmt ihren Freund an.”

“Die braucht dringend einen Penis, so wie die drauf ist”, meint sein Freund.

Ich vermute eher, dass sie dringend eine Frau brauchen.

Aber ich habe keine Lust, mich auf ein Gespräch mit ihnen einzulassen und halte mich stattdessen an ihren Rat: Ich gehe zu einem Stand mit ausgestellten Gummi-Penissen.

“Man muss die Menschen auch verstehen”, sagt mir die Beate-Uhse-Verkäuferin

Es handelt sich dabei um Ausstellungsstücke für Sex-Puppen. Penisse scheinen allerdings nicht sonderlich gefragt zu sein. Utensilien für weibliche Puppen sind deutlich in der Mehrzahl. Sogar die Augenfarbe und die Handgröße lassen sich individuell auswählen.

Als ich die Köpfe betrachte, wird mir ein bisschen schlecht. Ich finde, dass sie beinahe kindliche Gesichtszüge haben und gruselig aussehen.

Eine Beate Uhse – Verkäuferin bemerkt, dass ich skeptisch bin. “Sex-Puppen werden immer lebensechter und Menschen-ähnlicher”, sagt sie. Ich finde das nicht gerade beruhigend.

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“Sie fühlen sich viel besser an als diese ollen aufblasbaren Puppen. Für viele Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, mit einem echten Menschen Sex zu haben, ist eine Sex-Puppe etwas Schönes. Man muss diese Menschen auch verstehen. Lust ist etwas ganz Normales.”

Ich finde auch, dass Lust etwas Normales ist. Die Sex-Puppen sind mir trotzdem unheimlich.

“Eine Sex-Puppe mit dem eigenen Gesicht ist ein Kompliment”

“Auch für behinderte Menschen ist das eine tolle Chance”, sagt die Verkäuferin. “An die musst du auch denken.”

Ich bin eher der Meinung, dass sie sich über behinderte Menschen informieren sollte. Denn dann wüsste sie, dass es auch für diese andere Möglichkeiten gibt, Sex zu haben, als mit einer Puppe.

Auch Porno-Darsteller wie Conny Dachs finden Sex-Puppen ganz normal.

“Es wird gerade eine Sex-Puppe mit meinem Gesicht hergestellt”, erzählt er mir.

Ich frage ihn, ob das nicht ein seltsames Gefühl ist, wenn er weiß, dass fremde Menschen sich anhand einer Puppe befriedigen, die aussieht wie er.

Er sieht mich befremdet an. “Das ist doch ein Kompliment”, sagt er.

Ich beschließe, mir einen Sklaven zu suchen

Ich sage nichts mehr. Möglicherweise bin ich einfach zu prüde für die Venus. Ich möchte nicht, dass eine Sex-Puppe nach meinem Vorbild gebaut wird und ich möchte mir auch nicht für 15 Euro eine “Hardcore-Dildo-Lesbi-Show” ansehen.

“Du musst ein bisschen offener sein”, sagt eine Beate-Uhse-Verkäuferin streng zu mir. Also beschließe ich, jetzt offener zu sein und mir einen Sklaven zu suchen. Wenn schon, denn schon.

Einen Sklaven zu halten, stelle ich mir lustig vor. Vielleicht kann er mir abgesehen von seinen anderen Künsten auch mal Essen kochen. Wenn er sich weigert, kann ich ihn ja einfach auspeitschen.

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Ich betrete die Sadomaso-Abteilung. Verschiedene Geräte sind nebeneinander aufgebaut, die mich an Folter-Methoden aus dem Mittelalter erinnern.

Seine Qualitäten können mich nicht überzeugen

Und da sehe ich ihn auch schon. Ein Mann in einem Ganzkörper-Hunde-Kostüm steht an ein Treppen-Geländer gelehnt.

Das könnte mein zukünftiger Sklave sein. “Hallo”, sage ich. Als er mich mit seiner Hunde-Maske ansieht, muss ich mir ein bisschen Mühe geben, nicht loszulachen, sondern ihn sexy zu finden. Ich bin ja jetzt offen.

Er sagt etwas und schon stelle ich fest, dass ein Sklave vielleicht doch nicht das Richtige für mich ist. Denn durch seine Maske ist er kaum zu verstehen. Für Unterhaltungen ist ein Sklave wohl nicht gedacht.

Er kommt mir unangenehm nahe, damit ich ihn durch seine Gummi-Maske verstehen kann. Er riecht wie billige Flip-Flops aus einem Ramschladen am Bahnhof.

“Was möchtest du?”, fragt er. Ich frage mich, ob das jetzt schon ein Angebot ist.

“Was kannst du denn am besten?”, frage ich ihn.

“Elegant aussehen”, sagt er.

Ich bin enttäuscht. Ist das jetzt sein Ernst? Ich brauche doch keinen Sklaven, dessen größte Qualität es ist, elegant auszusehen – in einem Tier-Kostüm. Wieder einer dieser Männer, der denkt, er könnte sich nur durch sein elegantes Aussehen von einer Frau aushalten lassen. Unmöglich.

Ich verstehe die Männer hier einfach nicht

“Das finde ich aber enttäuschend”, erwidere ich.

“Das ist heute meine Aufgabe hier”, sagt er. “Ich darf jetzt nicht mehr mit dir sprechen.”

“Hat dir das deine Domina verboten?”, frage ich. Er sagt nichts mehr.

Ich verstehe die Männer auf der Sex-Messe einfach nicht. Die einen geilen sich an fremden Frauen auf und machen trotzdem noch Besucherinnen blöd an, die anderen wiederum wollen nicht mit jungen Frauen sprechen, weil es ihnen verboten wurde. Und weil sie sonst wahrscheinlich besonders doll ausgepeitscht werden.

Ich folge einer Halbglatze in lilafarbener Regenjacke in die nächste Halle. Dort wird es noch viel verstörender.

Auf einem Sofa führt sich eine Frau mit weit auseinander gespreizten Beinen ein neues Dildo-Modell ein.

“Fass an!” steht auf den Kabinen

Ein Pulk von mindestens 20 Männern hat sich um sie herum gebildet. Fast alle von ihnen haben weißes oder lichtes Haar. Mit ihren Smartphones, Camcordern und Spiegel-Reflex-Kameras halten sie das Spektakel fest.

Angeekelt gehe ich weiter. “Fass an!” steht auf Kabinen. Gerade als ich vorbeigehe, kommt ein Mann aus einer heraus – und natürlich sehe ich automatisch hin.

Eine Frau mit langen schwarzen Haaren steht in der Kabine, nur im Tanga. Die Arme hat sie von sich gestreckt wie zum Abtasten bei der Flughafen-Kontrolle. Drei Männer stehen um sie herum. Zwei davon packen ihr gerade an den Hintern. Der dritte legt beide Hände auf ihre Brüste.

Ich sehe die Frau an. Es ist nur eine Sekunde, in der sich unsere Blicke treffen. Ihr Blick ist leer, roboterhaft.

Mir ist schlecht. Ich habe erst mal genug, will mich ablenken und einen Kaffee trinken. Und ausgerechnet dort sitzt einer der alten Männer, der kürzlich noch hochkonzentriert die Frau bei der Selbstbefriedigung gefilmt hat. Er sieht sich gerade Kamera-Aufnahmen an und nickt mir freundlich zu.

Ich habe das Gefühl, dass lüsterne Blicke an mir kleben

Ich suche nach dem Ausgang. Satzfetzen begleiten mich nach draußen.

“Micaela hat sich auf die Brustwarzen Herzchen tätowieren lassen, habe ich gehört.”

“Ich weiß nicht, ob ich Metall jetzt geil oder schmerzhaft finde…”

“Boah, guck sie an. Ich würd sie gern ficken.”

“Muss man Latex eigentlich besonders pflegen?”

“Die Erotik-Lounge ist das gleiche wie letztes Jahr. Echt lame.”

“Alter, die Brüste von der da.”

Als ich draußen in der Kälte stehe, muss ich tief Luft holen. Ich habe das Gefühl, das lüsterne Blicke an mir kleben, obwohl mich niemand ansieht.

Meinem Männer-Bild hat dieser Besuch eher geschadet. Ich habe Dinge gesehen, die ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme.

Den leeren Blick der fast nackten Frau, die von drei Männern wild begrapscht wird.

Die lüsternen Blicke der alten, weißhaarigen Männer in ihren Multifunktions-Westen, die eine fremde Frau filmen, die sich selbst befriedigt.

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Männer, die Frauen schamlos auf alle Körperstellen starren und sie mit Kameras verfolgen.

Und dann wären da noch die Männer, die über Titten sprechen und mir raten, meine “auszupacken”. Männer, die Finger in Kissen-Öffnungen stecken und sich darüber freuen, Sex-Puppen mit abnormalem Körperbau, Männer die geifernd vor einer Sadomaso-Show stehen, in der eine Frau gefesselt und gepeitscht wird.

Das hat nicht mehr viel mit Erotik zu tun

Eigentlich sind mir die sexuellen Vorlieben meiner Mitmenschen egal. Ich habe selbst auch nicht vor, demnächst in ein Kloster zu ziehen.

Und doch verstehe ich einfach nicht, wie Menschen an dem Eingang zur Sex-Messe alles Menschliche hinter sich lassen und sich in geifernde Ekel verwandeln können.

Ganz ehrlich: Diese Messe hat nichts mit Erotik zu tun. Der Name “Erotik-Messe” ist doch nur ein Deckmantel, unter dem einsame, frustrierte Männer guten Gewissens auf eine frauenfeindliche Porno-Messe gehen können.

Niemand kann mir erzählen, dass sich diese Messe genau so sehr an Frauen richtet wie an Männer. Es gibt ungefähr 200 Nacktmodels und einen männlichen Stripper auf der Venus.

Dabei hätte ich doch so gerne mehr Stripper gesehen. Ich hätte sie für meine private Videothek filmen können. Nein, im Ernst: Ich habe keine einzige Frau gesehen, die auf der Venus den männlichen Stripper gefilmt hat, aber so gut wie keinen Mann, der keine Kamera in der Hand hatte, die auf einen weiblichen Körper gerichtet war.

Ich weiß, dass der Großteil der Männer nicht mit den Venus-Besuchern gleichzusetzen ist. Zum Glück. Aber: Männer müssen sich wirklich nicht darüber wundern, wenn einige Frauen ein ihrer Meinung nach veraltetes Männerbild haben – wenn sich so viele Männer noch immer so frauenverachtend und ekelhaft verhalten.

Kinky Tory

In Brexit-Zeiten nicht vergessen: den englischen Fetisch für Strafen und Züchtigung. Wie bei einem britischen Geschäftsmann, der gerade eine Menge Geld in Deutschland verdient hatte. Es ist schon Jahre her, und ich war noch ganz unerfahren.

Hier geht es zum Artikel: welt.de

Domina verrät: Warum sich euer Chef danach sehnt, ein Sex-Sklave zu sein

  • Die Münchener Domina Lady Angelina hat uns von ihren treuesten Kunden erzählt: Es sind Männer in Führungspositionen
  • In ihrem Studio können sie endlich in eine andere Rolle schlüpfen: die des Sex-Sklaven

Gegen Mittag packt euer Chef seine Sachen zusammen, wirft einen Blick auf die Uhr und hastet mit einem gemurmelten “Bin zum Essen verabredet” aus dem Büro – möglicherweise geradewegs in das Domina-Studio von Lady Angelina. Um sich dort anleinen und auspeitschen zu lassen.

“90 Prozent meiner Kunden sind Männer in Führungspositionen”, sagt die Münchner Domina Lady Angelina der HuffPost. “Die meisten von ihnen kommen in ihrer Mittagspause zu mir.”

Im Domina-Studio können die von Stress geplagten Chefs endlich loslassen und in eine andere Rolle schlüpfen: die des Sex-Sklaven.

Wer schon einmal den Sklaven einer Domina gesehen hat, einen Mann in einem ledernen Ganzkörper-Hundekostüm oder mit einer Schweinsmaske über dem Gesicht, kommt nicht drum herum, sich zu fragen, was einen Menschen dazu treibt, sich so sehr erniedrigen zu lassen.

Spätestens dann, wenn die Domina ihren Sklaven anleint und hinter sich herzieht. Oder wenn er sich vor sie legt, als sei er ihr Wachhund – und kein Mann, der im realen Leben im Job eine angesehene Position bekleidet.

Sie geben Termine vor oder kommen zum “Nooner” vorbei

Doch genau solche Männer stecken meist unter den ledernen Masken – Firmenchefs, Manager, Unternehmensberater oder Politiker – vielleicht auch euer eigener Chef.

Sie geben vor, einen wichtigen Geschäftstermin am Nachmittag zu haben oder kommen mittags zum “Nooner” vorbei, wie Insider der Szene zu einer Sex-Verabredung in der Mittagszeit sagen.

“Wann sollen sie auch sonst kommen?”, sagt Lady Angelina. “Sie arbeiten ja bis spät abends.”

Oft würden sie nach der sogenannten Session auch noch ein zehnminütiges Schläfchen einlegen und einen Kaffee trinken, bevor sie dann entspannt und energiegeladen zurück ins Büro kehren. Entspannt und energiegeladen vom Auspeitschen.

“Das ist nichts Ungewöhnliches”, sagt der Paartherapeut und Psychotherapeut Stefan Woinoff der HuffPost. “Gerade sehr mächtige Männer brauchen die totale Erniedrigung.”

“Wie ein Embryo im Mutterleib”

Männern in leitenden Positionen werde oft so viel Verantwortung aufgebürdet, dass sie dringend einen Gegenpol benötigen würden.

“Deshalb lassen sich gerade sehr mächtige Männer von einer Domina mit Latex wie einen Embryo im Mutterleib einbinden”, erklärt Woinoff.

Wenn ihr jetzt beim Lesen misstrauisch euren Chef beäugt, seid gewarnt. “Man sieht den Menschen ihren Fetisch nicht an”, sagt Lady Angelina. “Im Büro sind sie die Männer im Anzug mit Krawatte. Bei mir können sie in eine andere Rolle schlüpfen und ein anderes Gesicht zeigen. Das ist für sie sehr befreiend.”

Auch Woinoff bestätigt das befreiende Gefühl, dass die gestressten Männer überkommt. Oft seien Sex-Sklaven Kindern ähnlich, die Schuldgefühle hätten, weil sie was ausgefressen haben.

“Dabei ist das, was sie nach eigener Beurteilung ausgefressen haben, nur ihre eigene sexuelle Lust. Wenn aber die Domina die gestrenge Mutter oder Gouvernante spielt und ihnen selbst diese Lustgefühle beibringt, fallen die Schuldgefühle weg und die Lust hat freie Fahrt”, erklärt er.

90 Prozent meiner Sklaven wollen das Gleiche

Und diese freie Fahrt ist offensichtlich berauschender als jede Achterbahn.

Denn Lady Angelina hat sich schon so viele Stammkunden erarbeitet, dass sie wahrscheinlich Treuepunkte verteilen könnte. Und regelmäßig kommen neue mächtige Männer hinzu. In ihrem Studio trifft sich mittlerweile wahrscheinlich das Who is Who der Münchner Konzernchefs.

“Schon einige Male hatte ich den Fall, das mich jemand gebucht hatte, von dem ich dachte: Oh je, der hat eine so hohe Position in seinem Job. Wie soll ich den nur dominieren? Aber in der Realität ist das nie schwer. Sie wollen es ja”, sagt die Domina.

Natürlich erfülle sie aber nicht jeden Wunsch ihrer elitären Kunden. “Wenn ein Mann will, dass auch Tiere mit im Spiel sind, sage ich zum Beispiel ganz klar Nein”, sagt sie. “90 Prozent von ihnen wollen aber ohnehin das Gleiche: Ein bisschen fesseln, ein bisschen peitschen, ein bisschen spielen an den Brustwarzen. Nichts Krasses, einfach etwas Bizarres mit mir anstellen.”

Ich habe einen Tag mit einer Domina verbracht – jetzt verstehe ich, was sie an dem Beruf liebt

Ein Mann im roten Stringtanga schlurft über einen schummrig beleuchteten Flur. Sein behaarter Bauch wölbt sich über dem Stückchen Stoff in seinem Schritt. Er nickt mir zu, hebt die Hand zum Gruß. “Hallo”, sagt er beiläufig.

“Äh, Hallo.”

“Geh schon mal rein”, sagt Lady Angelina zu ihm. Ihr Tonfall ist freundlich, fast so als spreche sie mit einem kleinen Kind. Der Mann, vielleicht 40 Jahre alt, sieht sie fragend an und schlurft dann weiter. “Genau”, lobt Lady Angelina.

Mein Blick fällt auf seine Pobacken. Sie wabbeln bei jedem Schritt. Ich bin froh, als sie aus meinem Blickfeld verschwinden.

“Ich muss gleich in einen Termin”, sagt Lady Angelina. “Dauert nicht lange. Dreißig Minuten.”

Ich nicke, als sei es ganz normal, dass meine Gesprächspartner kurz verschwinden, um Männer in Stringtangas ans Bett zu fesseln. Denn ungefähr so sieht ein Termin bei Lady Angelina aus.

Lady Angelina ist eine Domina.

Vom Bauernhof ins Domina-Studio

Von einer Domina hatte ich bisher immer ein ganz bestimmtes Bild im Kopf: Eine herrische Frau in Lacklederstiefeln mit mindestens 15 Zentimetern Absatz. Mit tiefer Stimme brüllt sie Befehle wie “Knie nieder, Knecht!”. Dann holt sie aus, schwingt die lange schwarze Peitsche und lässt sie auf den Hintern des Mannes an ihrer Hundeleine knallen.

Lady Angelina ist klein, blond und zierlich und sieht jünger aus als ihre 40 Jahre. Sie hat eine helle, freundliche Stimme und begrüßt mich ungeschminkt. An ihrer lilafarbenen Winterjacke sind Dreckspuren, vielleicht von ihrem Hund oder Pferd.

Sie wohnt noch immer in ihrem Heimatdorf in der Nähe von Passau und arbeitet in der Buchhaltung. Zweimal die Woche nimmt Angelina, die eigentlich anders heißt, ihren goldenen Kosmetikkoffer, setzt sich in ihr Auto und fährt fast zwei Stunden lang in das Domina-Studio nach München.

Von außen ist das Gebäude ein unscheinbarer grauer Steinklotz. Doch der Eindruck täuscht. Der schwarze Vorhang hinter der Eingangstür ist der Zutritt zu einer anderen Welt. Eine Welt voller Fesseln und Peitschen, mit Sklaven und Käfigen. 

Auch ich will einen Einblick in die Arbeit als Domina erhalten

Erst im Studio zieht Angelina sich um und schminkt sich, legt mit ihrem Outfit auch ihre andere Persönlichkeit ab. Bis sie schließlich nicht mehr Angelina ist, die auf einem Bauernhof wohnt. Hier wird sie zu Lady Angelina, der Domina. 

Laut einer Umfrage des Dating-Portals “Premium Casual Dating Portal Secret” mit über 5000 Befragten, würde sich jeder fünfte Deutsche gerne in die Welt des BDSM einführen lassen.

Auch ich bin heute hier, um einen Einblick in Lady Angelinas Arbeit zu bekommen. Aber nicht, weil ich lernen möchte, wie ich die Peitsche im perfekten Winkel auf einen nackten Hintern knallen lasse.

Sondern weil ich mich frage, ob ich vielleicht zu sehr mit Vorurteilen belastet bin und Menschen, wie Lady Angelina Unrecht tue. Es muss schließlich einen Grund geben, warum es in Deutschland mehr als 200 Domina-Studios gibt, warum so viele Frauen Domina werden wollen. Etwas, das ich nicht nachvollziehen kann. Für Geld die oft kranken Fantasien fremder Menschen zu befriedigen heißt für mich auch ein Stück weit sich selbst zu verkaufen.

HUFFPOST
Lady Angelina: “Domina sein ist mein Traumberuf” 

Ihr Gast wartet schon darauf, gepeitscht zu werden

Ich sitze mit Lady Angelina im Aufenthaltsraum ihres Domina-Studios zwischen Waschmaschine, Herd und Kleiderschrank, als ihr Gast vorbeiläuft. Lady Angelina sagt “Gast”, nicht “Kunde”. Aus Respekt, erklärt sie.

Der Küchentisch ist vollgestellt mit Schminktäschchen und Lady Angelinas Kosmetik-Koffer. Am Küchenschrank hängt ein gelbes Warnzeichen mit dem Schriftzug “Zickenzone”.

Ich muss daran denken, dass ihr Gast jetzt im Nebenzimmer in seinem roten Stringtanga auf dem Bett liegt. Wahrscheinlich kann er es kaum erwarten, geknebelt und gepeitscht zu werden. Ich sehe Lady Angelina an, die mir so freundlich lächelnd und eher zurückhaltend gegenüber sitzt und frage mich, wie sie sich überhaupt dazu überwinden kann, diesen Mann auch nur anzufassen.

“Hattest du noch nie das Problem, dass du eine so tiefe Abneigung gegen jemanden verspürt hast, dass du ihn nicht einmal anfassen wolltest?”, frage ich sie.

“Wenn ich hier bin, bin ich die Domina. Und versuche, alles andere auszuschalten.”

Angelina lächelt in sich hinein, während sie eine Tube Make-Up aus dem Goldkoffer zieht. Ich frage mich, ob sie auch an den Tanga-Mann auf dem Bett denkt.

“Doch, es kamen schon mal ein paar Herren, bei denen ich mir dachte ‘Oh, mit denen kann ich mir das jetzt gar nicht vorstellen’ und dann war es am Ende richtig gut”, sagt sie. “Ich beurteile Menschen schon lange nicht mehr nach ihrem Äußeren.”

Klar, sie hat Recht, man sollte Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Aber es ist ja nicht so, dass sie Freundschaften schließen will, denke ich.

“Ich stelle mir das schwierig vor”, sage ich. “Wenn jemand fremd ist. Oder du ihn vielleicht gar nicht magst.”

Angelina schweigt kurz.  “Wenn ich hier bin, bin ich die Domina. Da bin ich voll und ganz für meine Gäste da. Und versuche, alles andere auszuschalten.”

Für Jungs habe sie sich früher nie sonderlich interessiert

Dazu gehört für Lady Angelia auch ihr Job als Buchhalterin. Alle ihre Kollegen im Büro wissen, dass sie eine Domina ist.

“Die meisten sind fast ein bisschen neidisch“, sagt Angelina, während sie einen Puderpinsel aus ihrem Goldkoffer zieht. „Weil ich noch etwas anderes habe neben dem gewöhnlichen Job, noch ein anderes Leben.“

Für Jungs habe sich Angelina früher nie sonderlich interessiert, sagt sie. Ihren ersten Freund hatte sie mit 18. Auch jetzt ist sie in einer festen Beziehung. Ihr Mann ist Handwerker und akzeptiere ihren Beruf.

Während sie erzählt, sehe ich Angelina dabei zu, wie sie sich mit jedem Schwung ihres Pinsels von der harmlosen, fast etwas unscheinbar aussehenden Frau in Lady Angelina, die Domina, verwandelt.

Als sie sich zu mir umdreht, hat sie zwei Kondome in der Hand

“Für meinen Gast heute ist das wie ein kurzer Wellness-Termin”, sagt Angelina. “Danach wird er ein Power-Nap halten und dann sofort weiter fahren.”

Jetzt zieht Angelina ihr Top aus und streift sich stattdessen ein schwarzes Lederkleid mit Cut-Outs und silbernen Kettchen im Ausschnitt über. Während sie sich vor mir umzieht, plaudert sie weiter, als seien wir gute Freundinnen, die sich gerade für eine Party zurechtmachen.Nur dass ich nicht Teil der Party sein werde, auch nicht sein möchte.

Als sich Lady Angelina wieder zu mir umdreht, hat sie zwei Kondome in der Hand.

“Bin gleich wieder da“, sagt sie. „Schau dich doch einfach um in der Zeit.“

Im Flur erklingt leise Musik, wie sie in den Gäste-Toiletten gehobener japanischer Restaurants gespielt wird. Die Tapete hat ein altmodisches Blumenmuster.

Der Raum neben mir steht offen. Ich gehe hinein und stehe vor einem Gynäkologen-Stuhl. Der ganze Raum ist in rot gehalten, samt ledernem Bett. So habe ich mir immer einen Puff vorgestellt. Also vielleicht ohne den Gynäkologen-Stuhl.

Am Ende des Flurs hängen Masken nebeneinander aufgereiht, Latexmasken, Ledermasken, Gasmasken, zwischendrin eine Schweinsmaske. Die Schweinsmaske habe ich mal in einem Verkleidungsgeschäft gesehen, wusste aber nicht, dass sie für Sex-Sklaven gedacht ist.

Ich gehe weiter, vorbei an einem Karton mit der Aufschrift “BHs“, lilafarbenen, blonden und schwarzen Perücken und mindestens 15 Zentimeter hohen High Heels.

Unerwartet stehe ich vor einem menschengroßen Käfig. Er besteht aus einem kleinen Sitz und langen metallenen Gitterstäben. Ich frage mich, ob Lady Angelina ihren Sklaven darin zum Schlafen einsperrt, oder vielleicht, wenn er Hausarrest hat.

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Von Stöhn-Lauten begleitet in die Folterkammer

Als ich weitergehe, höre ich einen Mann stöhnen. Offensichtlich befinde ich mich jetzt vor dem Zimmer, in dem Lady Angelina gerade arbeitet. Der Tanga-Mann gibt kurze, halb erstickte Laute von sich. Ich komme mir vor wie ein Voyeur und gehe schnell die Treppe hinunter. Die Stöhn-Laute verfolgen mich im Takt bei jeder Stufe.

Unten wird es nicht besser. Ich befinde mich in einer Art Folterkammer. Der Raum ist noch dunkler als die anderen Räume. An der Wand hängen Peitschen, Handschellen und Halsbänder. Ein Bett aus schwarzem Leder steht im Raum.

Davon zweigt ein Zimmer ab, das mit einem grellen weißen Licht ausgeleuchtet ist. Es würde sich gut als Kulisse für einen Arzt-Psycho-Thriller eignen. Ein weiterer Gynäkologenstuhl, daneben ein Tropf wie im Krankenhaus.

Als ich die Treppe wieder hochgehe, sehe ich Lady Angelina im Bad stehen. Sie wäscht sich die Hände. „Ach hallo, ich bin gerade fertig“, sagt sie fröhlich. An der gefliesten Wand hinter ihr hängt etwas, das aussieht wie ein Bademantel aus Leder.

“Manche wollen auch mit Apfelmus beschmiert oder angepinkelt werden.”

„Das hier ist die Nasszelle“, erklärt mir Lady Angelina. „Hier veranstalte ich Natursektspiele oder andere Dirty Games. Da beschmiere ich die Gäste zum Beispiel mit Schlamm oder Dreck, manche wollen auch mit Apfelmus beschmiert oder angepinkelt werden.“

„Ah.“ Ich ziehe eine ernste Miene, will eine weitere, interessierte Nachfrage stellen. Doch Lady Angelina sieht mir an, dass ich mich bemühen muss, ernst zu bleiben – und beginnt zu lachen. Zum ersten Mal denke ich, dass sie vielleicht auch nicht alle Wünsche ihrer Gäste ernst nimmt und finde das sehr sympathisch.

Zurück im Aufenthaltsraum zieht Lady Angelina sich als erstes eine rote Kapuzenjacke über ihr Top. Jetzt sieht sie wieder ein bisschen mehr aus wie Angelina aus dem Dorf.

“Natürlich erfülle ich nicht alle Wünsche meiner Gäste”, sagt Angelina und auch das finde ich beruhigend. “Wenn es um Sex mit Tieren geht, bin ich sofort raus. Jemand hat auch mal ganz viele Wollknäuel mitgebracht und wollte, dass ich ihn darin einwickle“, sagt sie und lacht. “Das fand ich nicht schlimm, kannte ich jetzt aber auch noch nicht.”

“Ich habe meiner Mutter nie genau erzählt, was ich mache. Ich wollte sie schützen.”

Angelina hat vor 13 Jahren sogar ihr Studium der Verwaltungswissenschaften abgebrochen, um ihren Traum zu verfolgen, Domina zu werden.

“Meine Mutter hat mich alleine großgezogen“, sagt Angelina. “Sie war Näherin. Mein Vater ist gestorben, als ich sehr klein war. Ich habe meiner Mutter nie genau erzählt, was ich mache.“

Sie schweigt kurz.

“Ich wollte sie schützen. Sie hätte sich die Schuld gegeben, an dem, was ich tue. Sie hätte gedacht, dass sie etwas in der Erziehung falsch gemacht hat. Das wollte ich nicht.“

Ihre Mutter sei bis heute ihr Vorbild. Dank ihr sei sie selbstbewusst.

“Meine Mutter hat mir immer gesagt: ‘Wenn dich ein Junge schlägt, dann schlag zurück.’ Ich habe sie lange gepflegt“, sagt Angelina traurig. “Bis zu ihrem Tod.“

Angelinas Kollegin hält mich für eine Domina

Unerwartet erhebt sie sich, mit Blick auf die Wanduhr. Lady Angelina steht sehr aufrecht, fast so gerade wie eine Ballett-Tänzerin. “So, jetzt wecke ich meinen Gast mal aus seinem Power-Nap.“

Gerade, als sie sich wieder in die Küche gesetzt hat, kommt eine junge blonde Frau mit strahlendem Lächeln und einem Rollkoffer durch die Tür.

“Ach hallo, wir kennen uns ja noch gar nicht“, sagt sie und gibt mir die Hand.

Angelina beginnt zu lachen. “Sie ist Journalistin“, erklärt sie.

“Oh“, sagt Stella.

Offensichtlich wurde ich gerade für eine Domina gehalten.

Stella beginnt, den Inhalt ihres Koffers auf dem Boden auszubreiten und verschiedene Kosmetik-Artikel auf dem Tisch zu verteilen.

“Ich wollte eigentlich noch Wasser kaufen“, entschuldigt sie sich.

“Ach, das kann doch der Tom machen“, sagt Lady Angelina.

Tom ist Lady Angelinas Haussklave.

“Der muss leider gerade arbeiten“, erklärt sie mir. “Er ist LKW-Fahrer und kann deshalb nicht immer bei mir sein.“

“Hat der keine Familie?“

“Doch klar, der hat eine Frau. Sie respektiert es, dass er gerne mein Haussklave ist.“

Ich überlege, ob ich einfach zu intolerant bin. Denn ich hätte definitiv ein Problem damit, wenn ich einen Freund hätte, der als Haussklave arbeitet.

“So ein Haussklave ist ja eigentlich ganz praktisch“, überlege ich laut. “Was macht der denn so für dich?“

Langsam finde auch ich Gefallen an einem Sklaven

“Er kocht, putzt, kauft ein oder tankt mein Auto“, sagt Lady Angelina. “Natürlich nehme ich nicht jeden. Die müssen das schon gut machen.“

“Und du bezahlst ihn nicht einmal dafür, oder?“

“Nein. Aber zum Dank peitsche ich ihn ja aus oder spiele mit ihm.“

Langsam finde ich auch Gefallen an einem Sklaven. Vielleicht überlege ich mir das noch mal und werde auch Domina.

Anscheinend sehe ich ja eh schon so aus. Und einen Sklaven zu haben, der für mich putzt und kocht, finde ich tatsächlich nicht so schlecht. Außerdem bekommt Lady Angelina einen deutlich besseren Stundenlohn als ich. Für eine durchschnittliche halbstündige Session nimmt Lady Angelina 150 Euro. Pro Tag hat sie etwa vier Gäste.

Viele davon seien in Führungspositionen, sagt sie. Ihr Publikum sei aber bunt gemischt. Auch ein Priester sei schon bei ihr gewesen, auch hohe Vertreter der Wirtschaft und anderer Bereiche kommen immer wieder zu der High-Class-Domina, erzählt Lady Angelina mir während einer Insider-Führung durch ihr Studio.

Lady Angelina verrät mir ihre Tricks

Im sogenannten blauen Raum ist das Bett zerwühlt, rote Fesseln liegen auf der Matratze. Von der Decke baumelt eine Sex-Schaukel. Hier hat Lady Angelina die Zeit mit dem Tanga-Mann verbracht.

Im “magischen Domina-Koffer“, einem riesigen Koffer mit Schubladen, bewahrt sie die verschiedensten Peitschen und Klammern auf.

“Was machst du denn mit all diesen Klammern?“, frage ich. Es sind bestimmt fünfzig Stück.

“Ach, an die Eier, den Schwanz, die Brustwarzen…“ Lady Angelinas Tonfall klingt, als zähle sie die Zutaten zu einem Kuchen auf.

Der Raum, der mir wie eine Folterkammer vorkam, nennt sie “den Raum für die härteren Sachen“.

In der bizarren Klinik simuliert sie Operationen. 

“Ich habe hier richtig heftiges Licht, damit derjenige auch richtig ausgestrahlt ist”, erklärt sie.

Sie untersuche ihre Patienten “mit Stethoskop, Fieberthermometer, Zäpfchen, analen Untersuchungen und Einläufen.“

“Klingt ein bisschen seltsam“, sage ich der Domina.

“Ach, das sind halt Fantasien, die Menschen haben“, erwidert sie. “Viele schämen sich auch dafür und wollen wissen, ob sie die Einzigen sind, die solche Fantasien haben. Dann kann ich sie immer beruhigen und sagen ‚Nein, nein, ganz viele haben diese Fantasien’.“

Als wir wieder in der ersten Etage sind, verabschiedet sich Lady Angelina zu ihrem nächsten Gast. “Er verbringt den ganzen Tag hier, aber hat nur eine Session gebucht“, erklärt sie. “Den Rest des Tages wird er im Käfig sitzen.“

“Warum sitzt er denn so lange im Käfig?“, frage ich irritiert.

“Weil er Urlaub hat.“

Wieder gelingt es mir nicht, ernst zu bleiben. Und auch Angelina muss schmunzeln. Ich kann mir spannendere Dinge vorstellen, als meinen Urlaubstag in einem Käfig zu verbringen, aber warum nicht.

“Hast du schon mal jemanden im Käfig vergessen?“

“Nein, das passiert uns nicht”, sagt Lady Angelina lachend. “Aber ich habe mal jemanden im Maisfeld geknebelt und gefesselt und alleine gelassen. Als ich ihn abholen wollte, wusste ich leider nicht mehr, wo er ist. Nach einer Viertelstunde hatte ich ihn aber wiedergefunden.“

Auch über diese Geschichte muss sie selbst lachen und auch ich bin amüsiert: Denn ich habe mir unter einer Domina ganz klischeehaft eine verbiesterte, herrische Frau vorgestellt. Und nun unterhalte ich mich lachend mit einer Frau, die ich tatsächlich sympathisch finde.

Bei Lady Angelina fallen nicht nur Hüllen, auch Fassaden

“Domina zu sein, ist mein Traumberuf“, erzählt sie mir. “Ich schlüpfe in so viele verschiedene Rollen und lerne so viele verschiedene Menschen kennen.“

Auch privat unternehme sie manchmal etwas mit ihren Kunden, führe sie auch öffentlich an einer Leine herum, wenn sie das möchten. Viel mehr gefalle ihr aber die gute Menschenkenntnis, die sie durch den Beruf gewonnen habe.

“Ich gebe überhaupt nichts darauf, wie ein Mensch aussieht, was für einen Titel er hat oder wie reich er ist“, sagt Angelina mir zum Abschied. “Bei den meisten hat das einfach nichts mit der Person zu tun. Jeder Mensch hat in der Öffentlichkeit eine Fassade.“

Sie schweigt kurz und lächelt dann hochzufrieden.

“Nur bei mir fällt diese Fassade immer.“

Quelle: huffingtonpost.de

Fetisch: „Man muss nicht jeden Mist mitmachen!“ ??? Interview mit Paula Lambert

Die Frau kennt sich aus: Paula Lambert moderiert nicht nur die Ratgeber-Sendung „Paula kommt“ auf sixx, sondern hat auch mehrere Bücher zum Thema geschrieben. Uns hat sie erzählt, ob sie einen Fetisch hat, welchen selbst sie au??ergewöhnlich findet und ob sie glaubt, dass eine Beziehung zwischen einem Fetischisten und einem Nicht-Fetischisten eine Zukunft hat.

Barbara.de: Wo fängt eigentlich ein Fetisch an?

Paula Lambert: Wenn man schwerpunktmä??ig sexuell etwas tut, was sich au??erhalb der Norm befindet. Ein Fetisch bezieht sich natürlich nicht nur auf den sexuellen Bereich, es gibt ganz viele verschiedene Lebensbereiche, in denen das eine Rolle spielt. Das sind ja nicht nur abgefahrene Sachen wie zum Beispiel ein Windelfetisch. Manchmal ist es auch nur zwanghaft in der ??ffentlichkeit Sex haben zu wollen oder immer Licht dabei anhaben zu müssen.

Hast du einen Fetisch?

Ich habe mich bemüht, aber ich habe selbst keinen Fetisch (sie lacht). Ich bin da sehr durchschnittlich. Aber ich bin tatsächlich ganz glücklich ohne Fetisch, weil ich nicht gucken muss, wo ich den nächsten Kick herbekomme.

Was tut man eigentlich, wenn der Partner einen Fetisch hat, den man nicht mag?

Nicht mitmachen. Das ist natürlich schwierig für die Beziehung, aber man muss nicht jeden Mist mitmachen, den der Partner möchte. Das ist auch beim Thema Analsex so ??? viele Frauen sagen, dass sie das nicht mögen. Da kann ich nur sagen: ‚Wenn du es nicht magst, dann tu es nicht‘. Einvernehmlicher Sex bedeutet, dass du das machst, was beide mögen.

„Ich glaube, dass ein Fetischist mit einem Nicht-Fetischisten keine große Zukunft hat“

Aber fehlt dem anderen dann nicht etwas?

Möglicherweise ja. Ich habe ja viele Menschen kennengelernt, die einen Fetisch haben. Bei einem Gro??teil davon spielte die Psychologie eine wichtige Rolle, die haben Sachen nachgelebt, die ihnen früher gefehlt oder die sie traumatisiert haben. Das ist natürlich nicht immer so, manche stehen auch einfach drauf und keiner wei??, woher es kommt. Jeder, der einen ausgewachsenen Fetisch hat, tut aber gut daran, sich einen Partner zu suchen, der damit leben kann.

Wie findet man sich da am besten?

Viele Fetischisten treiben sich in einschlägigen Plattformen rum, zum Beispiel Joyclub. Das ist so wie Tinder nur fürs Vögeln. Das ist allerdings nur für richtigen Sex, man sucht dort nicht nach Beziehungen. Kein Fetischist darf von einem Nicht-Fetischisten verlangen, dass er das mitmacht. Das geht überhaupt nicht. Da muss man sich mühevoll heranarbeiten. Wenn das nicht funktioniert, ist es vielleicht nicht der richtige Partner. Wenn jemand absolut nicht auf seinen Fetisch verzichten kann, sollte er sich einen Partner suchen, der das mitmachen möchte und niemanden überreden müssen. Ich glaube, dass ein Fetischist mit einem absoluten Nicht-Fetischisten keine gro??e Zukunft hat. Ich würde da beim Dating abraten.

Von wegen Fetisch: „Christian Grey macht nichts Extremes“

Demzufolge läuft es bei „Fifty Shades of Grey“ nicht richtig?

Da läuft ja einiges nicht richtig. Der Typ ist ein irrer Kontrollfreak. Man könnte natürlich sagen, dass sie es clever löst, weil sie wirtschaftlich abgesichert ist (sie lacht), aber dafür muss sie auch den Rest ihres Lebens machen, was er möchte. Mal im Ernst: Christian Grey macht ja nichts Extremes, sondern mehr so softes SM. Viele Menschen mögen Rollenspiele. Die harten Sachen wie ein Windelfetisch oder ein Furry, der in Tierkostümen rumläuft ??? ich glaube, das braucht man schon Gleichgesinnte oder zumindest einen Partner, der einem sehr viele Freiheiten gewährt und der sehr gro??zügig ist, um das glücklich leben zu können.

Apropos Glück. Du hast ein Buch geschrieben, in dem es auch um Beziehung geht?

Ja, es hei??t „Finde dich gut, sonst findet dich keiner„. Es geht weniger darum, jemanden anderen zu finden, sondern sich selbst gut zu finden und aufzuhören, sich immer runterzumachen. Das praktizieren zu viele Leute leider. Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit einen Partner zu finden, wenn man selber mit sich total über Kreuz liegt.

Welchen Fetisch hast du eigentlich kennengelernt, den du besonders bemerkenswert fandest?

Ich habe mal eine Frau getroffen, die war verliebt in eine Boeing 737, das ist natürlich aufwändig. Sie besuchte das Flugzeug, guckte Fotos davon an, hatte ein kleines Modell. Auch einen Windelfetisch finde ich au??ergewöhnlich. Mir hat mal jemand für meine Sendung erzählt, dass es für ihn schwierig ist eine Partnerin zu finden, weil die meisten es nicht attraktiv finden, wenn ein Mann Windeln trägt und dann auch noch reinmacht. Das glaube ich sofort. In meiner Sendung hat mal jemand angerufen, der einen Partner hatte, der Putzsklave sein wollte, aber dabei auch beschimpft werden. Das klappte nicht, weil der, der beschimpfen sollte, immer lachen musste. Der hat das einfach nicht nachempfinden können.

Quelle: brigitte.de

Ausstellung: Guggenheim Museum zeigt Fotos von Robert Mapplethorpe

Ob ein nackter Männerkörper, ein Blumenstrau?? oder sein eigenes Gesicht: Mit seinen eleganten und zugleich provokativen Fotos zeigte Robert Mapplethorpe (1946-1989) die Welt um sich als Kunstwerke in Schwarz und Wei??.

Das Guggenheim Museum in New York, das weltweit über eine der umfangreichsten Sammlungen des Fotografen verfügt, widmet Mapplethorpes vergleichsweise kurzer Foto-Karriere nun eine eigene Ausstellung. Das Museum feiert ihn als «kulturelle Ikone» und einen der namhaftesten amerikanischen Künstler.

Der aus einem New Yorker Vorort stammende Mapplethorpe wollte eigentlich nicht Fotograf werden und griff nur für die Arbeit an anderen Kunstwerken zur Kamera. Erst nachdem Freunde ihn zu dem Schritt rieten und ihm der Fotografie-Kurator des Metropolitan Museum ihm seine erste Kamera kaufte, lie?? Mapplethorpe sich gründlicher auf das Medium ein. Seine erste grö??ere Ausstellung öffnete 1977.

Zu sehen sind im Guggenheim Collagen, Aktfotos sowie Porträts von Künstlern, Prominenten und Freunden, darunter Andy Warhol und Cindy Sherman. Auch einige von Mapplethorpes bekanntesten Selbstporträts sowie seine Darstellung der Sadomaso-Szene werden gezeigt. Mit seinen oft gewagten Fotos durchbrach Mapplethorpe gängige Sittenkodizes in den USA und entfachte Debatten über eine mögliche Zensur seiner Arbeiten. Er starb 1989 an den Folgen einer Aids-Erkrankung in Boston.

Die Ausstellung «Implicit Tensions: Mapplethorpe Now» ist mit Ausnahme von zwei Wochen im Juli bis Januar 2020 zu sehen.

Quelle: stern.de

KdU Podcast: Orakel – sanfter Sadismus, Tinder und High-Voltage

Über Psychospiele, abgebrühte Polizei, Haushaltsunfälle, Stammtische

Das Orakel habe ich besucht und wird haben geredet. Unser Leitthema war der Sadismus, denn das Orakel lehnt D/S eher ab und behauptet, er sei gar nicht dominant.

Aber wir konnten es auch nicht lassen, über Stammtische, den ersten Partybesuch und den gruseligen Taxifahrer zu sprechen.

Das Ding der Woche war dieses Mal ein wunderbares Highlight für mich. Ich wollte es gar nicht mehr hergeben.
Gelernt habe ich, dass Tinder wunderbar für BDSMer funktionieren kann.

Wie psychischer Sadismus funktionieren kann, ob BDSM-Unfälle zu Unfällen im Haushalt gehören, was den liebevoll umsorgenden Sadisten so ausmacht und was die Polizei sagt, wenn Sie einem beim Spielen im Park erwischt… Das und noch viel mehr erfahrt Ihr in dieser Episode.

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