25. Wave-Gotik-Treffen – Eine Nachlese
Kaum zu glauben, aber vom 13.05.2016 bis 16.05.2016 bereits fand zum 25. Mal das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig statt. Im Jahr 1992 unter dem Name „Wave-Gothic-Treffen“ mit 8 Bands gestartet hat sich das WGT zu einem der weltweit größten Musik- und Kulturfestival der Alternativen und schwarzen Szene entwickelt. Mit „Das Ich“ trat 2016 sogar eine Gruppe des allerersten WGT Lineups von 1992 zum 10. Mal auf dem WGT auf.
Mit 243 Künstlern und 75 offiziellen Veranstaltungsorten war das Programmheft diesmal so voll das es in zwei Teilen gedruckt wurde und trotz immenser Größe fast nur mit der Lupe lesbar war.
Los ging es dieses Jahr aber eigentlich schon einen Tag vorher. Bereits am Donnerstag öffneten das Belantis zur Auftaktveranstaltung mit einem Höhenfeuerwerk seine Tore. Rund 10.000 Besucher nutzen bis in den Morgen alle (geöffneten) Attraktionen und feierten auf 4 verschiedenen Floors. Damit hatten aber wohl die Organisatoren des Belantis nicht gerechnet und so wurde zumindest die Essensversorgung ab 1 Uhr bereits zum Engpass. Ein weiterer Kritikpunkt war das leider für Kinder relativ wenig geboten war obwohl etliche Familien wohl anderes gehofft hatten. Auch hat das kassieren von Parkgebühren durchaus ein „Geschmäckle“ hinterlassen da sonst auf dem Parkplatz keine Parkgebühren erhoben werden.
Bei strahlendem Sonnenschein fand dann am Freitagnachmittag das mittlerweile legendäre Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Part statt. Hier trafen man sich wieder, extravagant gekleidet, fantasievoll im viktorianischen, Steampunk oder Dark-Romantik-Look zum gemeinsamen Picknick und zum Sehen und gesehen werden. Leider hat sich 2015 ein Teil der Picknick Besucher abgespaltet und haben auch 2016 wieder ein Victorian Village in der Arena des Panometer veranstaltet. Am Andrang im Clara-Zetkin-Park hat sich aber merklich nichts geändert.
Wie man es zu einem 25. Jubiläum erwarten konnte waren besonders viele namhafte Künstler vertreten und machten die Auswahl der Konzerte noch schwieriger als sonst. Auffällig war das frühe letzte Konzert am Sonntag von Mesh im Kohlrabizirkus, wer hier eine Überraschung vermutete wurde mit einem Konzert von Welle:Erdball belohnt. Und so war das ganze WGT Programm dieses Jahr mit vielen kleinen und größeren Perlen geschmückt.
Und natürlich waren wir auch in diesem Jahr für euch wieder auf der Obsession Bizarr dabei. Noch bevor es im Volkspalast los ging, zeigte Schmerzmöbel im Außenbereich wieder eine ihrer aufwändig und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Shows. Exklusive Bilder dazu gibt es hier.
Die Obsession Bizarr war wie immer gut gefüllt. Der Einlass läuft seit ein paar Jahren reibungslos und so kommt es immer seltener zu Problemen. Die Huppelhalle des Volkspalastes füllte sich schnell und die Party ging pünktlich los. Im Laufe des Abends folgenden dann 6 Bühnenshows. Bella Holmes Fashion Art inszenierte ihre Dessous Modenschaut mit viel akrobatischem Stangentanz. Später ließ Dan von Hoyel buchstäblich eine Latex-Puppe an Seilen tanzen. Für eine Show von Dan unspektakulär aber trotzdem schön anzuschauen. Die Hüllen, zumindest teilweise, lies dann Samira in ihrer Burlesque Show. Danach zeigt uns Anne Marie Kot, die 2-fache Weltmeisterin im Stangentanz in einer atemberaubenden Show oh können. Eine sehr ästhetische Bondageshow mit Gesangsdarbietung war dann etwas später von The Sinderellas & Vita Minima zu sehen. Und zu guter letzte zeigte uns Tourniquet Costume Art in seiner Modenschau aufgefallene „tierische“ Kostüme.Die Playrooms waren wie immer von Anfang an gut besucht und so bildete sich teilweise eine lange Warteschlagen am Einlass zum Spielbereich.
Wer unsere Berichte in den letzten Jahren verfolgt hat weiß, dass wir auch immer auf ein Ohr für die Stimmung untern den Besuchern haben und versuchen in Gesprächen das ganze etwas herauszuhören. Dieses Jahr hatten wir den Eindruck das WGT ist endlich „angekommen“. Der Sturm und Drang der vergangenen Jahre hat sich gelegt und es ist alles viel unaufgeregter geworden. Auch in den Medien wurde weniger sensationsheischend sondern mehr begleitend und erklärend berichtet. WGT Guides, Ausflugstipps und vieles mehr war beinahe schon ein normaler Bestandteil in regionalen Zeitungen und in überregionalen Medien. Organisatorisch gab es offenbar dieses Jahr auch keine nennenswerten Probleme. Das „Heidnisches Dorf“ als Alternative für Tagesgäste die kein Festivalbändchen kaufen wollen, ist inzwischen fester Bestandteil des Konzeptes und dem wird durch deutliche Erweiterung des Konzertangebotes, Bühnentechnik und auch durch Ausbau der Kassen am Eingang Rechnung getragen.
Alles in allem war das WGT 2016 für uns eines der anstrengendsten (was das Pensum der Veranstaltungen begrifft) aber auch eines der entspanntesten (was Organisation und Stimmung betrifft) Treffen von dem wir bisher berichtet haben. Nur eins werden wir vermutlich nie verstehen: Warum gehört „absaufen“ eigentlich zum Pflichtprogramm auf dem WGT Zeltplatz?