Rückschau SundMehr 26.02.16 – Keuschhaltung oder -gehalten werden?

Um sich über das Thema Keuschhaltung auszutauschen, trafen sich 13 Leute, mit sadomasochistischen Vorlieben im Gesprächskreis SundMehr. Nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Keuschheit kommt der Begriff „keusch“ von lateinisch conscius = bewusst, wobei das lateinische castitas ein ethisches Konzept der Mäßigung im Umgang mit Sexualität darstellt, zumeist mit religiösem Hintergrund. So lag es nahe, die Eingangsfrage darauf zu richten, wer bereits einmal über einen längeren Zeitraum bewusst auf etwas verzichtet habe. Erstaunlich die fast schon empörte Zurückweisung vieler, die angaben, fast schon selbstverständlich auf nichts freiwillig zu verzichten, sofern eine Krankheit oder aktuelle Laune sie nicht kurzzeitig dazu trieb (wie bei der Frage: „trink ich noch eines, oder geh ich schon heim?“). Bei Sexualität sei das natürlich anders. Diejenigen, die vor allem bezüglich der Ernährung sich an Verzicht erinnern konnten ? wenn auch zum Teil nicht freiwillig, sondern aus gesundheitlichen Gründen – kannten dagegen die Erfahrung, sich an den Verzicht so zu gewöhnen, dass sie ihn nicht mehr als Verzicht erlebten, oder ein gewisses Glücksgefühl, etwa beim Heilfasten, „es geschafft zu haben“. Auch das Beispiel, bewusst auf eine Anschaffung zu verzichten, um sich etwas anderes leisten zu können, wurde genannt. Erstaunlich, wie euphorisch dabei über den einvernehmlich erzwungenen Verzicht im Kontext Sadomasochistischer Erotik gesprochen wurde. Dies sei „die tollste Erfahrung schlechthin“ gewesen, gab eine Besucherin an, bei der die Keuschhaltung zudem ganz ohne irgend welches Hilfsmittel, sondern allein aus Gehorsam praktiziert worden sei. Ihr Dom sei stolz auf seine Sub gewesen, ergänzte sie später. Weil er das Gefühl gehabt habe, sie gehöre wirklich ihm, weil sie sich voll und ganz daran halte. Zuvor waren jedoch auch Zweifel aufgekommen, ob dies so funktioniere, und ob man(n) früher oder später nicht doch selbst Hand an sich lege, um sich Befriedigung zu verschaffen, sofern dies nicht mechanisch eingeschränkt würde. Eine der Aktiv spielenden Anwesenden vermutete, die Wirkung, wie beim Heilfasten: der Körper schütze sich durch die Ausschüttung von Endorphinen. Das führe zum Hochgefühl. Aus der praktischen Sicht eines switchenden wurde dies angezweifelt. Denn schließlich sei es enttäuschend, wenn er frühzeitig aus der Keuschheit entlassen würde oder selbst ausbrechen könnte. Für ihn gehöre unbedingt die Interaktion dazu. Doch fraglich war, was das erotisierende an diesem Verzicht ist. Verstärkt er das Begehren – wie beim Beispiel, wenn man nicht an einen Rosa Elefant denken darf?
Für ihn seien dies mehrere Komponenten, erklärte der Gesprächskreisteilnehmer, von dem der Themenvorschlag stammte: zum einen steigere der Verzicht den späteren Genuss. Dann erlebe er die Macht seiner Herrin und den eigenen Kontrollverlust, als äußerst lustvoll. Und drittens steigere das sich immer stärker anstauende Gefühl auch seine Lust bis ins fast Unermessliche. „Später muss man einen nur noch anpusten und man kommt“ beschrieb er seine Erfahrung. Grundsätzlich blieb dabei aber das Interesse des anderen relevant. Der müsse schließlich immer wieder ankicken und anheizen, damit die Spannung sich weiter steigert. Doch ist dies immer gegeben? Was hat der Dominante davon? Tatsächlich läge viel Arbeit vor dem aktiven Beziehungspartner. Das kann auch schwierig werden, meinte eine Anwesende, wenn sie abends, müde vom Arbeitstag heimkommt, und ihr Partner den ganzen Tag angeheizt ist, weil er das Gerät trage und spüre. Andererseits empfände sie auch die
Hingabe, die aus der angestiegenen Lust entstünde als etwas sehr besonderes. Nur sei sie halt auch manchmal zu faul, um für diese zu sorgen. Es gäbe auch Beziehungen unter SMern, in denen es durchaus sinnvoll sein könne, das Ausleben von Sehnsüchten aus der Beziehung heraus zu verlagern, erklärte ein Besucher. Dann habe man abends, nach der Arbeit, den geliebten Ehemann oder Partner zu Hause und könne ganz ohne Schuldgefühle und komplexe, seine Sehnsüchte außerhalb stille. Dass dies die Lösung für alle Beziehungen sei, hänge jedoch davon ab, ob jemand polyamourös geneigt sei, oder Spielbeziehungen genießen könnte.

Das Gespräch kam an diesem Punkt kurz auf die Thematik „Spiel“. Das Ziel des Spiels müsse an sich ja sein, den Gürtel irgendwann ablegen zu können, um dann kommen zu können, meinte ein neuer Besucher des Gesprächskreises, wobei angemerkt wurde, dass es durchaus Leute gäbe, die die Vorstellung hätten, nie mehr kommen zu dürfen. Die Vermutung entstand, ob es hierdurch zu Impotenz kommen könnte – oder das Spiel mit der Keuschheit eine Verschleierungsmöglichketi der Selben sein könnte. Kurz kam die Vorstellung der reziproken Keuschhaltung auf, bei der ein Dom, mittels selbst angelegtem Keuschheitsgürtel seiner Sub den Sex verwehrt, was kurze Heiterkeit auslöste. Tatsächlich berichtete ein switchender Anwesender von einem spielerischen Umgang, an dem er und seine Partnerin beide Keuschheitsgürtel trugen, um dann jeweils schnell die Rollen wechseln zu können. Ein Besucher, der sich erst seit jüngerer Zeit, aber mit schnell wachsender Begeisterung durch das Internet bewegt, zeigte an dieser Stelle großes Interesse an technischen Raffinessen, von denen er gelesen
hatte; Keuschheitsvorrichtungen, die sich mittels Smartphone steuern ließen und so weiter. Hier wurde einerseits vor Naivität gewarnt, weil das Internet sehr weit und geduldig für allerlei Legenden und
Geschichten sei – andererseits lautete die Grundsätzliche Antwort, auf die Frage, „ob es das wirklich gibt, dass Leute?“ in den allermeisten Fällen „Ja“, wenn auch nur im Einzelfall.

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Rückschau SundMehr am 29.01.2016 – Themensammlung

Zur Themensammlung im Gesprächskreis SundMehr trafen sich am 29.01.2016 9 Leute. Da sich die Anwesenden kannten, konnte auf die sonst übliche Vorstellungsrunde verzichtet werden. Stattdessen wurde offen die in den letzten Monaten spürbar rückgängige Teilnehmerzahl angesprochen. Da eine Verbindung mit den Themen, sowie auch mit der Art, wie diese im Gesprächskreis besprochen wurden nahe liegt, konnte dies gleich mit der Fragestellung des Abends verbunden werden. So wurde also Eingangs jeder um ein Statement gebeten, welche Themen für ihn interessant wären.
Auf das letzte Jahr rückblickend, fand eine der Anwesenden die Thematik „wie lebe ich meinen Sadismus / Masochismus“ besonders gut, will hier jeder von eigenen Erleben berichten konnte. Es gäbe individuelle und unterschiedliche Wege zum Glück und schwierig würde es immer, wenn krampfhaft nach bestimmten Definitionen gesucht würde. Schon die Themenformulierung soll mit jedem einzelnen zu tun haben. Auch andere Anwesende betonten, dass sie es wenig spannend fänden, wenn die Diskussion zu abstrakt würde. Blöd sei es, wenn am Ende die Frage nach einem „Richtig“ und „Falsch“ stünde. Praktische Erfahrungen, die Schilderung des eigenen Erlebens, sei da viel wichtiger.
Wie schon in den Vorjahren, konnte man das Interesse an den Themen daran ablesen, ob ein Vorschlag gleich eine Diskussion nach sich zog. Mehrfach wurden die Themen vom Moderator notiert und sortiert erneut vorgelesen.
Auch die Einladung an Szene-Externe Experten schien auf Interesse zu stoßen. Es entstand eine Hitliste, der gewünschten Themen, die wie folgt aussieht (vorbehaltlich, dass die Einladung der Gäste klappt):

  • Wie habe ich meine Neigung entdeckt – und was habe ich dann gemacht?
  • Wie sehe ich den Bereich des professionellen BDSM?
  • Was war meine beste SM-Erfahrung?
  • „Hilfe, meine Eltern sind pervers!“ denken das die Kinder wirklich

oder ist das Paranoia der Eltern? (Gäste: „betroffene“ (?!) Kinder von betroffenen Eltern).

  • Was ist mein Fetisch – oder ist es nur eine Vorliebe?
  • Scham und Schuld, weil man ist, wie man ist (Gast: Pfarrer)
  • Keuschhaltung – was hat der Aktive davon? Oder will das nur der Passive?
  • Ist SM ein Heilmittel – oder macht nur die Verdrängung von Bedürfnissen krank? (Gast – Psychotherapeutin)

Die Zuordnung zu den Terminen wird noch dauern, weil die Termine mit Gästen mit Priorität, nach Möglichkeit der Eingeladenen festgelegt werden sollen.

ACHTUNG – der übliche Rhythmus (letzter Freitag im Monat), wird sich aufgrund von Brückentagen etwas verschieben. Statt des letzten Freitags im März, treffen wir uns am 01.04. und statt des letzten Freitags im Mai, treffen wir uns am 03.06.

**Hinweis in eigener Sache:** Im Rahmen meiner Weiterbildung zum Coach (DGfC), suche ich Personen, die sich gerne von mir coachen lassen wollen. Die 90 Minütigen Sitzungen werden in 71394 Kernen stattfinden. Wer für sein Berufs- oder Privatleben ein Coaching zur Weiterentwicklung nutzen möchte kann nähere Infos gerne unter sundmehr@gmx.de (dies ist nicht die Info-Adresse des Gesprächskreises) anfragen.

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Schlagzeilen-Kolumne: SM-Schubladen

Wenn man sich in der SM-Szene bewegt oder Kontakte knüpfen will, fällt unweigerlich die Frage: ?Wie bist Du denn drauf?? Dabei zielt der Fragende nicht auf eine ausführliche Erklärung der Vorlieben und Abneigungen seines Gegenübers, sondern um ein klares Statement: Dom oder Sub, Herrin oder Sklavin, Sadist oder Masochistin oder Switch, wenn man mal aktiv und mal passiv oder mal oben und mal unten spielen mag.

Nun waren diese Schubladen, in die man sich einsortieren kann, schon immer zu klein. Auch wenn in den letzten Jahren so einige neue Abkürzungen und Bezeichnungen hinzugekommen sind. Ob nun TPE, Daddy-Girl, Edge- oder Pet-Play, …

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Rückschau SundMehr: Gespräch mit Psychologen über „genug, mehr als genug oder zu viel?“

Zum Gespräch mit einem Psychologen, über das Thema „genug, mehr als genug oder zu viel“, trafen sich zehn Gesprächskreisteilnehmer am 25. September 2015 am gewohnten Ort. Als die Vorstellungsrunde mit der Frage verbunden wurde, woran die Anwesenden merken, dass sie von etwas genug haben, stellte sich heraus, dass viele das Gefühl, „genug zu haben“ gar nicht kannten – oder es negativ konnotierten, vor allem in Verbindung mit einer SM-Session. Als Beispiele wurde ein Schlafdefizit genannt, die genaue Beobachtung, die der Aktive aufbringen muss, um die Aufnahmefähigkeit seines Gegenübers nicht zu überschreiten, die Erfahrung auf passiver Seite, dass schmerzhafte Praktiken nur noch weh tun und eben kein lustvolles Gefühl mehr mit sich bringen und dass etwas keinen Spaß mehr macht. Kaum wurde ?genug? als Zustand beschrieben, in dem ein Bedürfnis so befriedigt ist, dass man nicht mehr danach streben muss, wie dies bei Hunger oder Durst der Fall ist.

Michael Kief erläuterte zum Einstieg, dass er auch die Situation kenne, dass es an Arbeit ein „zu viel“ gibt oder im Gegenzug ein Urlaub doch am besten niemals enden solle – während ihm klar sei, dass jeder Mensch des „süßen Nichtstuns“ mal überdrüssig würde und ging dann bei seinen Erläuterungen zu Wahrnehmungsphysiologie über. Ihm sei bei seiner Arbeit klar geworden, wie verschieden Sinneszellen auf äußere Reize reagierten: Einige würden nur unterscheiden, dass ein Reiz kommt, während andere Zellen unterscheiden, wie intensiv ein Reiz ist (zum Beispiel bei Druck auf die Haut), um nach einem zunächst hohen „Aktionspotential“ die Reizweiterleitung zu senken. Geruch, beispielsweise, wird bei langsamem Auftreten des Reizes geringer, bei Gewöhnung sogar nicht mehr wahrgenommen – weshalb man beim Verlassen eines Raumes mit viele Menschen erst beim Hereinkommen wahrnimmt, dass die Luft „verbraucht“ riecht, wenn nicht sogar „nach Mensch“.

Neben der Reizaufnahme spielten beim Thema Wahrnehmung auch Botenstoffe eine große Rolle, sobald der Reiz aufgenommen, und dann weitergeleitet werden muss. Die entsprechenden Botenstoffe müssen vom Körper biochemisch hergestellt werden, was bei mancher Reizweiterleitung dazu führen kann, dass sie unterbrochen wird, wenn der Vorrat an Botenstoffen zur Neige gegangen ist, sodass neue gebildet werden müssen. Die Folge ist, dass ein Sinnesreiz für eine gewisse Zeit nicht wahrgenommen wird.

Zudem gibt es Reize, die vom Gehirn, herausgefiltert werden: Die Uhr, die im Zimmer tickt, wird vielleicht nur kurzzeitig bemerkt, später dann nicht mehr. „Habituation“ nennen Fachleute diesen Effekt. So werden körpernahe Reize, wie die Bekleidung, die man nur beim Anziehen auf der Haut spüre, den Tag über nicht mehr, auch herausgefiltert. Bei Menschen mit autistischen Störungen stelle dies beispielsweise ein Problem dar: Hier funktioniert teilweise dieser Filter- und Abgrenzungsmechanismus nicht, was zu großem Stress, zu Belastung und Unruhe führt, die von außen dann als „Verhaltensstörung“ betrachtet wird.

Gleichzeitig kann starker Druck auf den Körper, auch sehr beruhigend wirken: Säuglinge wurden früher sehr stark und eng gewickelt – gepuckt – damit sie sich beruhigen, statt unkontrolliert ihre Extremitäten zu bewegen, und einschlafen. Interessanterweise spielt auch bei vielen Sadomasochisten eine Ruhigstellung durch Bondage, Vakuumbetten oder Mumifizierung eine Rolle und die durch diverse TV-Reportagen bekannte Autistin Temple Grandin, konstruierte sich eine „Berührungsmaschine“, die sie mittels gepolsterter Platten von mehreren Seiten stark zusammen presst.

Geht man weg, von der Reizwahrnehmung und -verarbeitung, so ist auffallend, dass Kleinkinder sich vor allem für neue Reize interessieren. Will man deren Aufmerksamkeit erregen, bringt man einen neuen Gegenstand in das Gesichtsfeld. Als Rückschluss lässt sich daraus festhalten, dass wir neue Reize benötigen, so der Psychologe. Bliebe alles gleich, würden wir der alten, längst bekannten Reize schnell überdrüssig. Dennoch haben Menschen auch Genuss an Wiederholung und Vertrautheit, weil dies Sicherheit gäbe. Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget nenne diesen optimalen Zustand der Balance zwischen neuem und bekanntem „Äquilibration“. Reize würden entweder dem bekannten Verständnis zugeordnet (Assimiliation) oder das bekannte Denkschema wird ausdifferenziert, sodass es sich dem Reiz anpasst, beziehungsweise dazulernt (Akkomodation).

Aus der Runde wurde hierbei ein Bezug hergestellt, dass Rituale bei Sessions eine große Rolle spielten, wiewohl dennoch auch Abwechslung gewünscht wird. Eines von vielen möglichen Problemen bei einem Geschehen zwischen mehreren Personen stellt hier der stets vorhandene Bedarf des Aushandelns zwischen den Beteiligten dar.

Dass die Frage nach dem „Genug“ oder der Sättigung bei Sadomasochisten so schwer zu klären ist, scheint stark von der Tatsache geprägt zu sein, dass sehr viele verschiedene Sinneserfahrungen, plus soziale Empfindungen zusammenspielen und die zugehörigen Gefühle prägen, die sich im Verlauf eines Spieles ständig verändern, stellte sich im Gespräch zwischen Gast und Teilnehmern heraus. Denkbar ist, dass eine Sinneskategorie bereits gesättigt, eine andere noch offen ist, sodass eine Session weiter gehen kann. Übertragen auf körperliche Bedürfnisse würde dies bedeuten, dass der Zustand der Grundversorgung gestillt ist, wenn ich Mittags nicht nur satt gegessen und getrunken habe, sondern gleichzeitig frisch geduscht bin, den Toilettengang verrichtet habe und mich ausgeschlafen fühle, den Kopf frei habe (und die Haare geschnitten sind, die Bekleidung gebügelt?). Selten trifft alles im Lebensalltag so perfekt aufeinander.

Der Begriff „genug“, ist vielleicht viel zu pauschal gedacht, ergab das Gespräch mit dem Fachmann weiter. Zudem fühlen manche Genüsse sich nur in der Phantasie so gut an, dass sie endlos hinausgezögert werden sollten. Wer hungrig ist, mag im Sommer von 10 Kugeln Eis fantasieren, so Kief in einem Beispiel. Hat man dann die siebte gegessen, wird die Sehnsucht schon blasser, weil sie von der Realität eingeholt wird. Dennoch sei dieses Schwelgen in der Phantasie legitim, es stelle sich nur die Frage: „wie erreiche ich mein Glück.“ Die vom Calvinismus geprägte, westliche, kapitalistische Strategie versuche hier den Konsum zu steigern. Eher östlich geprägte Weltanschauungen gingen eher in die Richtung, den Verzicht zu empfehlen, indem Genuss am Geringen gefunden wird.

Ein Beziehungsgeschehen, wie es bei Sexualität der Fall ist, bringt immer die Notwendigkeit des Aushandelns mit sich. Jeder muss offen legen, was für ihn wichtig ist; denn was für den einen reicht, verlangt beim anderen noch nach Steigerung. Der einzige Weg, das Problem zu lösen ist in Partnerschaften Transparenz. Das Abändern, oder die Variierung einer Gewohnheit, mindert dabei nicht den Wert, den diese Jahrelang für eine Person gehabt hat, gab der Psychologe den Anwesenden mit.

Die geringer Teilnehmerzahl an diesem Abend, bot die Möglichkeit für einen intensiven Austausch. So wurde im abschließenden Gespräch die Frage gestellt, ob es einen Mechanismus gäbe, der einen im Vorfeld erkennen ließ, dass lange gehegte Wünsche doch nicht umsetzbar sind, sodass man vor dem Scheitern bewahrt bliebe. Hier blieb die Antwort offen, denn einerseits könne die Phantasie ja reichen, zumal Anwesende die Erfahrung teilten, dass Phantasien sich im Laufe der Jahre veränderten. Auch Tagträume, die als Jugendlicher vorhanden waren, und die nicht umgesetzt wurden, hatten sich bei einem Teilnehmer verändert – ohne, dass schmerzhaftes Bedauern über ein nicht gehabtes Erlebnis zurück geblieben war. Andere bestätigten die Gefahr, auf der Suche nach dem Traumpartner an dem Mensch, mit dem man glücklich sein Leben teilen könnte, vorbei zu gehen. Eine übergroße Erwartungshaltung kann die Chance auf Erfüllung aller Sehnsüchte zunichte machen.

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Schlagzeilen-Kolumne: Diskussionen – Übergriffe innerhalb der SM-Szene

Seit vor einiger Zeit in der internationalen Fetisch- und SM-Community Fetlife (www.fetlife.com) ein sexueller Übergriff während einer Performance heiß und teilweise auch kontrovers diskutiert wird, frage ich mich, wie es denn bei uns in Deutschland mit einer Diskussionskultur aussieht, wo es um die Frage der Absprachen besonders bei öffentlichen Auftritten geht. Und nicht nur dort, sondern wenn ich mir anhöre, was Frauen passiert, die sich mit Fotografen zu SM-Shootings treffen, dann denke ich, auch hier sollte darüber geredet werden.

Dabei geht es eben nicht so sehr um die großen Dinge wie etwa eine Vergewaltigung, sondern auch um die Kleinigkeiten, die weder vorher …

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Rückschau SundMehr „Zeichen“ vom 28.03.2015

Um sich über den Stellenwert von Zeichen, im Zusammenhang sadomasochistischer Erotik auszutauschen, trafen sich 17 Männer und Frauen am 27.03.2015 im Gesprächskreis SundMehr. Bei der Vorstellungsrunde kam es zu kurzzeitiger Begriffsverwirrung, was denn nun mit Zeichen, die mehr als Signale sind, gemeint sei.

Sind es die Andeutungen, ob gefällt, was gerade geschieht, ob zu stark oder zu schwach, Signale der Lust oder Unlust? Es ging um sichtbare, oder spürbare Zeichen, die getragen, gefühlt werden und nicht nur eine Bedeutung signalisieren, sondern erfahrbar darstellen sollen. Nach einer Präzisierung, fanden sich weniger Anwesende, die mit solchen Zeichen etwas anfangen konnten; wobei die Funktion von Zeichen schon klar schien: wer schon tagsüber während der Berufstätigkeit viel Zeit miteinander teilt, hat es schwerer, eine genau definierte Situation SMig zu gestalten, als Leute, die sich nur zum Spielen treffen; ist doch schon durch die Spielbeziehung definiert, worum es beim Wiedersehen geht. Doch auch in langjährigen Beziehungen scheinen Zeichen, wie das klassische Halsband, wichtig zu sein, um den Beginn und das Ende einer Session zu definieren, während der die Betreffenden auch gar nicht die Partner aus dem Alltag sein wollen.

Ein Anwesender berichtete, genau dies hätte seine 24/7 Sehnsüchte unterstützt, in dem er am liebsten „gezeichnet“ gewesen wäre, langfristig, um so die Sicherheit zu empfinden: dass die schöne Session ja gar nicht aufhört. Problematisch sei gewesen, dass die Partnerin selbst kein Zeichen getragen oder am eigenen Leib gespürt habe, dass sie an ihre Rolle erinnerte; wodurch dann auch die dauerhafte Erotisierung der Situation bei mehreren Versuchen gelitten habe. Ein anderer berichtete davon, dass für ihn früher die Notwendigkeit von Zeichen Ausdruck dafür gewesen sei, dass es an authentischer Ausstrahlung der Beteiligten mangelte. Inzwischen sähe er da anders. Er denke dabei nun immer auch an die Fetische von Naturvölkern, die sich durch den Kontakt mit dem Fetisch für den Einfluss einer höheren Macht öffnen. Als Analogie konnte dies von einigen Anwesenden nachvollzogen werden, geht es bei SM doch auch darum, dass man sich einem anderen (als dem alltäglichen) Kontext und Gefühl öffnet.

An dieser Stelle ergab sich bei den Gesprächen auch eine Parallele zum Thema „Rituale“. Ein anwesender dominanter SM-Liebhaber berichtete davon, dass er auch gerne um sich selbst in Stimmung zu bringen, schon vor einer verabredeten Session die passende Musik auflege. Auch die Situation, das Setting einer Session, könne als entsprechendes Zeichen gewertet werden, was auf Partys zu sehen sei, wenn es verschiedene Spielgelegenheiten gäbe, umrahmt von anderer Musik: dort wo SM „gespielt“ werden sollte, würde dann oft andere Musik laufen, als an Orten, mit Gelegenheit zur Bondage.

Langfristig benutzte Zeichen könnten sich auch abschleifen, wusste jemand zu berichten und andere Erkennungszeichen, wie der klassische „Ring der O“, ergänzte ein anderer, wurden auch mehr oder weniger absichtlich oder bewusst, als Erkennungsmerkmal benutzt, um andere Gleichgesinnte im Alltag zu entdecken.

Doch wer braucht Zeichen eher – die submissiven oder die dominanten SMer? Was Zeichen am Körper betraf, war man sich klar. Gab es doch einige passive SMer, die eher stolz auf Male waren, die sie von einer Session davon getragen haben, selbst, wenn diese eine bewusste Organisation und Planung von Sauna-Aufenthalten nach sich zogen. Allerdings gab ein passiver, vor allem eher Bondage interessierter Besucher auch an, dass es ihm vor allem darum ginge, an was ihn die Zeichen erinnerten. Wäre es eine schöne Erfahrung – zum Beispiel emotional „geflogen“ zu sein – wären die natürlich gut. Allerdings habe er auch schon erlebt, dass er mehr aushalten wollte, als ihm gut tat – wodurch die Spuren dann eher Erinnerungen an eine negative Erfahrung mit sich brachten.

Bei der Interaktion der Beteiligten können Zeichen auch sinnvoll und notwendig sein, wenn es darum geht, „normale“ alltägliche Hilfsbereitschaft und Partnerschaftlichkeit von erotisierter Submissivität abzugrenzen: kurz wurde dazu eine Situation skizziert, in dem die dominante Partnerin sich in ihrer herrschenden Rolle sonnt, die wohl schon so ausgefeilt ist, dass ihr Partner ohne angewiesen zu sein, bereit ist, sie mit dem ersehnten Glas Sprudel aufmerksam zu bedienen, während dieser dies nur lustlos, in der Werbepause vom Tisch gegriffen hat um auf dem Weg in die Küche das Getränk mit zu bringen, damit er seinen Film später in Ruhe weiter betrachten kann, ohne seinen Dienst auch nur im Geringsten zu erotisierten; ein praktisches Beispiel dafür, dass an ihm „vorbei dominiert“ wurde… Zeichen, Signale der Dominaz hätten hier schon geholfen, die Situation klar zu halten.

Bei all dem – fand ein Anwesender – gäbe es auch Frauen, die mit althergebrachter Höflichkeit (Handkuss, in die Jacke geholfen bekommen, Feuer angeboten zu bekommen), gar nichts mehr anfangen könnten, oder dies für unemanzipiert hielten. Tatsächlich könnte dies daher rühren, dass manche Umgangsform mit einem überkommenen Rollenverständnis verbunden ist, das natürlich dann von der Umgangsform getrennt werden müsste. Mancher Beziehungsratgeber könnte beinahe eine DS-Beziehung skizzieren, ist doch heute unvorstellbar, was auch im bundesdeutschen Familienrecht bis in die 70er Jahre für Ehefrauen noch für Entrechtungen galten. Kurz wurde dann noch ein kultureller Vergleich angeregt, der dann jedoch abgebrochen werden musste, weil die Frage, ob Mitmenschen mit Migrationshintergrund sich weniger in der SM-Szene aufhalten oder anders mit Erotik umgingen, kaum fundiert, ohne die Zuhilfename von Klischees diskutiert werden konnte, und das Thema sich zu verschieben drohte.

Nur kurz fiel dann die Abschlussrunde aus, bevor die Teilnehmer sich dem unmoderierten Teil widmen konnten.

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SundMehr am 27.03.15 – „Zeichen die mehr als Signale sind“

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 27.03.2015 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Vor allem, wenn 24/7 Sehnsüchtige Sadomasochisten ihren Traum noch weiter in ihren Alltag holen wollen, werden gerne teils versteckt oder offen Zeichen getragen, die an den selbstgewählten Status erinnern. Die Vorstellung, dass man jemandem „gehört“, „Sklave“ ist, soll spürbar oder sichtbar sein; viele lieben auch die Male am Körper die nach der Session an das Gewesene erinnern.

Rituale sind in der SM-Welt oft wichtig, um schnell in die gewünschte Rolle zu schlüpfen, auch ohne verbale Ankündigung, „das jetzt gespielt wird / werden soll“. Vielleicht lässt sich ja so vermeiden, den schlafenden Löwen des Paradoxons zu wecken, dass man / der Partner jetzt gehorchen müssen will / wollen soll, weil die ganze schöne Selbstaufgabe ja doch einvernehmlich abgekartetes Spiel ist. Teils in Verbindung damit stehen auch oft Zeichen der Unterwürfigkeit oder der Dominanz: Wie können diese aussehen? Sind es nur Fetische oder auch ganz alltägliche Dinge, jenseits eines Rituales?
Ist das nur Augenwischerei, weil ja doch niemand sich ganz aufgeben kann – weil man spätestens wenn Leib und Leben gefährdet würden ja aus dem erotischen Endorphin-High aufwacht? Alles also nicht ernst zu nehmender als ein Ehering, nur halt in Verbindung mit SM?

Für manche auf der passiven Seite ist auch der Augenblick, an dem sie „das Halsband“ verliehen bekommen, fast so weihevoll, wie eine Hochzeit.
Dabei stellt sich die Frage: brauchen nur oder vor allem Passive diese Zeichen, die mehr als Signale sind, oder auch die Aktiven?

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett.

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Rückschau SundMehr am 27.02.2015 „Wie lebe ich meinen Masochismus“

26 Männer und Frauen mit sadomasochistischen Neigungen trafen sich am 27. Februar im Gesprächskreis SundMehr zur Fragestellung „Wie leben ich meinen Masochismus“, als Gegenstück des Themenabends zum erotischen Sadismus, im Oktober letzten Jahres (siehe http://www.sundmehr.de/Termine/20141031.htm).

Die Statements in der Vorstellungsrunde brachten zu Tage, dass einige Besucher zwischen Sexualität und Sadomasochismus unterschieden: „Es muss nicht immer was lustvolles dahinter stehen“, fand ein Teilnehmer, was den Hinweis nach sich zog, dass jeder, der sich mit Motivation beschäftigt, nun vor dem Rätsel stünde, warum er dann Masochismus anstrebe; zumal die Lust am Leiden ja per Definition dazu gehöre.

In der SM-Szene weithin bekannten Erläuterungen wurden zitiert; wie die, dass Schmerzen (als starke Reize) auch entspannend wirken können. Es käme zur Hormonausschüttung im Gehirn – jedoch könne es auch einen psychischen Schmerz geben, „gehorchen zu müssen“, was dann als „psychischer Masochismus“ bezeichnet wurde. Fraglich war, ob damit das Selbe gemeint sei, wie bei Spielen mit Dominanz und Submission. Sei es nicht! Stellte eine Teilnehmerin fest, denn eine devote Spielerin wolle ja gehorchen, während es bei diesem psychischen Masochismus um Demütigungen und die Lust an noch mehr Reglementierung, Sanktion, Strafen ginge, die ja auch irgendwie weh täten, was beim perfekten Gehorchen-Wollen oder der perfekten Hingabe ja nicht der Fall sei.

Ein Teilnehmer nahm dies zum Anlass, eindringlich vor einem tiefen Eingriff in die Persönlichkeit, insbesondere das Selbstwertgefühl zu warnen. Schläge des Dominanten Partners – die für das Ausleben von körperlichem Masochismus genossen werden könnten, seien vom aktiven eher zu kontrollieren, ergänzte ein anderer. Denn wenn man aufhöre, wäre der erfahrbare Reiz weg. Verbale Demütigungen wirkten dagegen noch lange nach.

Die Frage, wie man denn seinen individuellen Geschmack am Masochismus ausleben könne, wurde dann in die Runde geworfen – zumal man dabei ja auf das Mittun des Partners angewiesen ist. Als Essenziell wurde allgemein das spätere Sprechen über die Session, betrachtet; die Darstellung, was einem gut tut und was nicht. Doch müsse auch vor einem Zerreden der Situation gewarnt werden – stellte sich als Dilemma heraus.
Es könne auch die sadistischen oder dominanten Mitspieler verunsichern, wenn zu genau definiert wird, was sein soll und was nicht. Besser ist es da, für die Subs, ihre Herrschaften auf ihrem Trönchen zu belassen, statt sie von dort zu stoßen. Eine Beziehung kann da vieles relativieren – wenn es jedem der Beteiligten darum geht, dem anderen gut zu tun – ein Aspekt der auch dominant masochistischen SMern wichtig sein sollte.
Leute, die nicht in einer Beziehung leben, sondern zum Ausleben ihrer Sexualität auf Spielbeziehungen oder die Inanspruchnahme professioneller Dienstleisterinnen angewiesen sind, stehen hier natürlich vor einem Problem.

Masochismus ist, selbst in nicht einvernehmlicher Form, immer mehr davon abhängig, dass es jemanden gibt, der mit macht. Schwierig ist es, wenn man als Sub nicht sagen kann, was man will, sondern erst die Aktion des dominanten Parts abwarten muss, um durch die eigene Reaktion zu zeigen, dass gut war, was gerade geschehen ist. Muß da der Ausdruck von Gefühlen, der ja bewusst als Kommunikationsmittel eingesetzt werden soll, nicht zunächst gründlich durchdacht werden? Kann man so noch spontan und genau bei sich selbst sein?

Dennoch ist zu berücksichtigen, dass die Beteiligten als Team miteinander am Erfolg der Session arbeiten müssen – was die SMig-romantische Illusion einer Beziehung, die im harmonischen Gegensatz der Machtverhältnisse aufgeht, leider ins Traumland verweist. Fraglich ist, ob der „Wunschzettelsub“ gar nicht so verfehmt sein sollte – gibt es vielleicht ja auch den „Wunschzetteldom“. Im Bereich der Organisationssoziologie gibt es inzwischen den Begriff des „Cheffing“:
die Führung eines Vorgesetzten durch die Mitarbeiter (zum Beispiel hier: http://www.abendblatt.de/wirtschaft/karriere/article109512773/Cheffing-Wie-Mitarbeiter-ihre-Chefs-fuehren.html), bei dem vielleicht eine Analogie zum gefürchteten „topping from the bottom“ gesehen werden kann, das als Feind jeder traumhaften SM-Beziehung betrachtet wird. Doch warum eigentlich? Weil die Regie immer beim Dom sein sollte (wie einige SMige Doms meinen), es aber doch nicht ist, wie erfahrene Subs wissen.

Insgesamt schwierig schien es, durch die große Besucherzahl an diesem Abend, einen roten Faden in das Gespräch zu bringen. Positiv fiel dabei auf, dass es kaum zu Festlegungen oder Wertungen kam. Dafür standen viele Themen wie ein bunter Strauß von Aspekten neben einander und fast jeder Anwesende beteiligte sich am Gespräch. Nur kurz soll darum die Gesprächssequenz darüber erwähnt werden, dass Schmerz auch etwas Regeneratives haben kann, was die Wortschöpfung der „Wellness-Haue“ nach sich zog, wobei klar war, dass auch das Ausbleiben sadomasochistischer Zuwendung zu Unwohlsein und Gereiztheit führen kann. Andiskutiert wurde auch, ob Masochismus eine andere Art von Befriedigung ist, als Sexualität, zumal Orgasmen ja nicht zwingend dazugehörig sind. Fraglich war auch für eine Teilnehmerin, ob sie ihren Dom nicht manipuliert, in dem sie ihre Wünsche äußert, und so genau das, was sie genießt – das Erleben seiner Macht – sich selbst nimmt.

So bleibt das Dilemma wieder die Kommunikation, die eingangs ja als so wesentlich hervorgehoben wurde. Relevant, um seinen Masochismus zu leben, scheint die Frage, ob der passive, masochistische, submissive oder devote Partner sich auf seine Rolle einlassen kann; ob er „nicht erwarten“ wollen kann, oder gar erwarten kann, dass er nichts erwarten will um die Macht des dominanten Partners nicht in Frage zu stellen, was das Paradoxon komplett macht. Denn als schwierig empfanden die meisten, die ihren Masochismus (er)leben wollten, wenn sie den Eindruck hatten, der „Dom“ mache etwas nur für sie oder weil es Sub jetzt gut tut, wobei auch hier wieder klar wurde: dass auch dies dem dominanten Partner viel geben kann, wodurch es ja wiederum doch nicht nur für den anderen macht.
Falls das dem Sub nicht klar ist, kann eine Session hieran jedoch scheitern…

So könnte der Name des Teufels, der am Ende in jedem Detail steckt, und das schöne perverse Spiel kaputt zu machen droht, ganz klar benannt werden als: „Paradoxon“.

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SundMehr am 27.02.2015 „Wie lebe ich meinen Masochismus?“

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 27.02.2015 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Landläufig versteht man unter Masochismus, die sexuelle Lust, Schmerzen zugefügt zu bekommen, gedemütigt zu werden – kurz: zu leiden. Wäre das für den Bereich des Sadomasochismus schon alles, wären BDSMler, die schmerzhaft erkranken, Diskriminierung oder Unterdrückung erfahren ja schon fein raus. Doch wer in diesem Bereich seine Erotik am liebsten auf passiver, devoter oder „Sub“-Seite erleben will, kennt den Unterschied zum unguten Gefühl vor dem Zahnarzt, dem angestoßenen, kleinen Zeh, dem Personalgespräch oder Scheidungstermin oder jeder anderen Situation, die den eigenen Status, die Existenz ins Wanken oder Rutschen geraten lässt.
Es ist ein Dilemma, dass ausgerechnet derjenige, der das geringere Bedürfnis nach etwas das zwischen zwei Personen geschieht, gleichzeitig die größte Macht über den anderen besitzt. Wenn die Macht des Gegenübers als wesentlicher Bestandteil ersehnt ist, wird fraglich warum so viele devote Sadomasochisten ständig über ein „zu Wenig“ klagen. Ist nicht das quälendste, perfideste Spiel, die Sehnsucht nach einer Session kühl (und
genussvoll) abzulehnen, sodass das Gegenüber im Frust versinkt? Wie Real darf das Leiden denn sein?
Betrachten wir die Stellungnahmen des Abends über Sadismus im letzten Jahr, wollen viele auf dominanter Seite stehende bei ihren Subs starke Gefühle sehen (die sie ja auch gerne erleben), in dem sie auch quälen, gerne mal etwas über eine Grenze hinaus. Kann auch sein, dass „aushalten“ (müssen) Bestandteil des erotischen Machtspiels ist. Wollen die Subs das auch so? Lebe ich meinen Masochismus oder wird der Sadismus meines Gegenübers an mir ausgelebt? Was macht Leiden lustvoll – und ist es dann überhaupt noch „Leiden“ oder wird da nur so getan, „als ob“? Und wie gehen masochistisch geneigte SMer mit der Spannung um, ausgeliefert sein zu wollen – und dennoch klare Vorstellungen zu haben, wie dies aussehen soll? Viele Phantasien „verbrennen“, sobald sie geäußert werden. Dabei wünschen sich viele, die Herrin oder der Herr wollte genau, was Sub will, ohne, dass man es rezeptartig ausmalen muss sodass es nur nachgekocht werden braucht. Dass der Aktive nur Erfüllungsgehilfe und Dienstleister ist, will auf der Metaebene nicht mal der sprichwörtliche „Wunschzettel-Sub“. Eine Gummipuppe mit motorisiertem Rohrstockarm täte es dann auch (oder der Zahnarzt).
Nachdem wir uns im Oktober letzten Jahres mit dem Thema „Sadismus“
auseinander gesetzt haben, geht es diesmal um die Frage „Wie lebe ich meinen Masochismus?“
Um das Thema ausführlich zu behandeln, sollten wir beachten, dass die Diskussion nicht ein Aufguss des Abends über Sadismus wird. Besucher von der eher „aktiven“ Seite werden aus Gründen der Gesprächsführung gebeten, sich zunächst eher auf Zwischenfragen zu begrenzen. Gegen Mitte der Diskussion kann die Gesprächsführung dann auch geöffnet werden und da wir das Thema sicher nicht abschließend klären können, ergibt sich im unmoderierten Teil des Abends noch genügend Zeit, das Thema weiter zu diskutieren.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett.

Quelle: SWL

SundMehr am 31.10.2014 – „Wie lebe ich meinen Sadismus“?

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 31.10.2014 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen trifft.
Thema ist diesmal die Frage ?Wie lebe ich meinen Sadismus?? Gemeinhin wird als Sadismus der Drang beschrieben, sein Gegenüber physisch oder psychisch zu quälen, also zu demütigen oder Schmerzen zu zufügen und sich an der Reaktion zu erfreuen. Laut Wikipedia sieht Erich Fromm in der nicht sexuellen Form des Sadismus sogar den Wunsch, sein Gegenüber kennen zu lernen
(http://de.wikipedia.org/wiki/Sadismus#Nicht_vorwiegend_sexuell_motivierter_Sadismus).

Zunächst kann das unabhängig vom Einverständnis des Gegenübers geschehen, aufgrund des SSC-Ehrencodex der SM-Szene ist Einvernehmlichkeit aber unbedingter Bestandteil von SM, damit das Geschehen als erotische Begegnung und eben nicht als destruktiver Missbrauch betrachtet werden kann.

Dominante, aktive SMer stehen darum vor dem Spagat, ihren Wünschen zu folgen und dennoch das Gegenüber im Blick zu haben. Auch unter Ausschluss gesundheitlicher Gefahren kann man noch gehörig quälen, aber auch die erotische Lust bei seinem Gegenüber vertreiben. Aber manchen geht es ja gar nicht um Schmerzen, sondern eher um Macht über einen anderen; doch hat man einen anderen ganz in seiner Hand, wenn man stets die Grenzen wahrt? Kann man seinen Sadismus leben, ohne sich nur als Dienstleister zu empfinden? Welchen Stellenwert hat die Reaktion des Gegenübers ? sind eher Tränen auf Seiten des Subs erwünscht oder müssen sie lieber vermieden werden? Macht es eher Spaß, etwas weiter zu gehen, als der Partner es noch als angenehm empfindet, oder muss man die Sehnsüchte möglichst genau kennen, um alles so zu machen, wie es gefällt?

Vielleicht werden die Aktiven sogar von allumfassenden Hingabewünschen des devoten Partners angeheizt. Was wenn diese sich für ihn dann gar nicht so toll anfühlen, wie inder Phantasie?

Wir haben schon oft darüber diskutiert, ob Liebe und SM sich ausschließt. Grenzt sie nicht unbedingt den eigenen Sadismus ein? Ist das noch Sadismus oder kann es gar keiner sein, bei so vielen Regeln? Und wie ist das für die ?passiven? oder ?Subs?, wenn das Gegenüber sich wirklich nur an sich (und an SSC) orientiert, statt noch am Wohlbefinden?

Gerade um das Thema ausführlich zu behandeln, sollten wir beachten, dass die Diskussion nicht einfach auf die Gegenfrage ?Wie wollen die Subs es denn? kippt. Besucher von der eher ?passiven? Seite werden ? nicht zwecks Erotisierung, sondern aus Gründen der Gesprächsführung ? gebeten, sich eher auf Zwischenfragen zu begrenzen. Sicher ergibt sich im unmoderierten Teil des Abends noch genügend Zeit, das Thema von anderer Seite zu beleuchten. Gegebenenfalls wäre die umgekehrte Sicht auch Thema eines ganz eigenen Abends.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über
info@sundmehr.de nett.

Quelle: SWL

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