Rückschau SundMehr: „Was verstehe ich unter Dominanz?“

Zur Fragestellung „Was verstehe ich unter Dominanz?“ trafen sich im Februar 2018 15 Besucher im Gesprächskreis SundMehr. Die Assoziationen zum Begriff waren höchst unterschiedlich. Für den einen, zumeist auf submissiver Seite, sadomasochistischer Rollenzuschreibungen spielenden Besucher, war die Kategorie „Dominanz“ nach langen Jahren erfolgloser Suche auf Partys nach einem passenden Pendant eher negativ besetzt – entsprach das was er fand und sich als „Femdom“ bezeichnete doch eher Klischees, und nicht dem, was er als gut für sich empfand. Andere verstanden darunter die Fähigkeit, jemanden in eine Situation zu bringen, wo „Sub“ auch Sub sein kann. Schön und scheußlich gleichzeitig fand ein Besucher den Begriff, ginge es doch darum, Kontrolle zu übernehmen oder sie abzugeben; eine Art der Führung eben. Ein Teilnehmer betrachtete Dominanz als etwas, das da ist und doch immer wieder neu errungen werden muss – durch die Akzeptanz des Gegenübers. Weiter aufgefächert sah es eine andere Anwesende, die fand, dass auch Kinder oder Hunde dominieren können. Der Umgang mit diesen könne ganz schön anstrengend sein, dabei ginge es stets darum, zu erspüren, was dem
anderen gut tut. Demgegenüber fand ihr Gatte: „Man ist es, oder man ist es nicht.“ „Mit Dominanz habe ich eigentlich gar nichts am Hut“, stellte ein Teilnehmer dar und fragte, warum SM überhaupt etwas mit Dominanz zu tun haben müsse. Er könne damit nichts anfangen. Eine andere Meinung war, dass Dominanz vor allem vom Gegenüber verliehen wird – selbst im beruflichen Kontext träfe dies zu, weil einem die entsprechende Dominanz nur kraft Stellenbeschreibung verliehen wurde.
Diese Behauptung warf die Frage auf, ob Dominanz nur das ist, was einem von Subs gegeben wird? Der Vergleich zu einem Gesprächskreisabend zum Thema „Strafe“
(http://www.sundmehr.de/Termine/20150828.htm) wurde gezogen, als festgestellt wurde, dass reale Strafe an sich gar nicht im SM-Kontext auftauche, sondern nur dazu dienen könnte, das einvernehmlich abgesprochene Machtgefälle wieder herzustellen. Ein submissives Gegenüber erwarte allerdings beim Spiel auch, dass sein Gegenüber dominant auftritt.
Die Komplexität des Zusammenspiels versuchte ein Teilnehmer in der Aussage zu beschreiben, dass ein Submissiver, der seine Wünsche beim Dominanten durchsetzt, dies so machen müsse, dass er selbst nicht merkt, dass der Dominante seine eigenen Wünsche umsetzt. Es handle sich quasi um eine „doppelte Verrücktheit“. Man sollte es dabei einem Sub nicht antun, dass er selbst die Regie führt. Zusammengefasst, fand er, dass Dominante in weiten Teilen gehorsame Diener ihrer Subs sind – eine Aussage die Widerspruch provozierte, denn das Spiel höre dann auf, wenn der Dominante merke, nur Wunscherfüller des Subs zu sein, meinte ein Besucher. Nur in Teilen wurde dem widersprochen: das Spiel höre auf, wenn der Dominante an der Nase herumgeführt würde – und so tun soll, als erfülle er nicht die Wünsche des anderen, sondern setze seine eigenen Interessen dominant durch.
Die Pluralität des Verständnisses des Begriffes wurde deutlich, als die Frage nach dem Unterschied zwischen Dominanz und Sadismus gestellt wurde. Der Teilnehmer, der mit dem Begriff „Dominanz“ im SM-Kontext nichts anfangen konnte, fand, dass er einfach gern schlage und auch ein gewisses Leiden seines Gegenübers schön fände, dazu aber keine Dominanz benötige. Diese sei allerdings wichtig, als Gegenpart zu Submissivität – und die Einigung darüber ist notwendig, um zu wissen, ob und wie das Spiel funktioniert.
Ein Gesprächskreisteilnehmer berichtete davon, dass er seine eigene Dominanz entdeckte, als er beim Switchen immer wieder die „Triggerpunkte“ des Gegenübers erwischte, die dessen tiefste Sehnsüchte berührten. Wenn jemand immer wieder die Sehnsüchte des anderen berührt und in der Lage ist diese etwas zu stillen, sieht der andere zu ihm auf, war sein Rückschluss, da er jetzt für jenes Gegenüber als dominant gelte. Dass er ein Gespür für die Soft-Spots seines Spielpartners hatte, war dafür ausschlaggebend – und half beim Dominieren; ein fürsorglich-konstruktiver Aspekt. Eine Parallele zu Führungskonzepten aus dem Berufsleben, z.B. dem des „Führens von unten“ (Bei Wikipedia:https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChren_von_unten) wurde von einer Anwesenden darin gesehen, die zeige, dass Dominanz, wo sie „Führung“ ist gar nichts Verwerfliches sei. Wie Mitarbeiterführung, ist auch Dominanz und Submission ein Beziehungsgeschehen. Jemand anderes warf ein, dass unwillentliche Dominanz nach seiner Überzeugung nicht existiere – und dass es hier offenbar viele verschiedene Glaubensauffassungen gäbe, was aber in Ordnung sei. Er berichtete von einer Situation, in dem er seinem Gegenüber erklären konnte, dass aus irgendeinem Grund, was er als dominantes Verhalten gegenüber diesem geplant habe, aktuell nicht klappe. Die Stärke, die er darin zeigte, dies zu zugeben, führte dann gleich dazu, dass die Situation sich wieder zugunsten der abgesprochenen Rollenteilung veränderte.
Etwas kurz schien an diesem Abend die weitere Konkretisierung zu kommen, was denn nun Dominanz erleb- und erkennbar mache, jenseits von Einfühlung, Fürsorge und Zuverlässigkeit und welche Rolle der „Wille“ des aktiven dabei hat.
Wie kommuniziert werden kann, wie Dominanz ge- oder erlebt werden will, wurde in die Runde gefragt. Dass vor allem die No-Gos mitgeteilt werden müssen, stellte schon eine Selbstverständlichkeit dar. Die Subs hätten die schwierigste Position, wenn sie formulieren sollten, welche Art von Dominanz sie sich wünschten, meinte jemand. Sie könnten nur etwas anbieten was sie erleben wollen – was sie hinsichtlich Dominanz erleben müssten, könnte dann nur der andere bestimmen.
Der Teilnehmer, der schon in der Vorstellungsrunde den Begriff negativ besetzt fand, meinte, er habe die Kommunikation darüber aufgegeben, weil er nicht weiß, wie er es kommunizieren soll. „Wenn ich sage, ich bin Maso, denken alle, ich stehe auf Schläge – dabei gibt es ja verschiedene Arten von Schmerz… Sage ich, ich bin devot, denkt mein Gegenüber, ich wolle erniedrigt werden…“ Vorgespräche müssten von aktiven initiiert werden, damit der passive nicht als „Wunschzettel-Sub“ da stehe, als Switcher habe er solche auch schon in der aktiven Rolle geführt – doch in der passiven Rolle läge auch die Gesprächsführung in der Hand seines Gegenübers.
Auch andere stellten die in der BDSM-Szene üblichen Kategorien in Frage: wer für den einen genau in der richtigen Art dominant wirke, müsse für andere – und auch im Alltag – noch lange nicht dominant wirken.
Beziehung hat viel mit Vertrauen zu tun, egal, ob es sich um eine langjährige, feste Beziehung handle, oder um eine Spielbeziehung. Am Ende stand das Fazit fest, dass Kommunikation wichtig ist, weil nur im Gespräch Wünsche und Sehnsüchte herausgefunden werden könnten.

Der nächste Gesprächskreis SundMehr findet am 23. März zum Thema „Sadomasochismus und / oder Gewalt“ statt http://www.sundmehr.de/Termine/20180323.htm. Zu Gast wird eine Sexualwissenschaftlerin sein, die sich in einer Beratungsstelle mit dem Thema Häusliche Gewalt und Stalking befasst.

 

Quelle: SWL

23.02.2018 – SundMehr „Was verstehe ich unter Dominanz“

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 23.02.2018 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Der Begriff „Dominanz“ wird in den verschiedensten Zusammenhängen verwendet. Klar ist, dass es dabei um irgendein Gefälle geht. Aber wenn man von dominanten Erbfaktoren spricht, muss damit nicht Macht gemeint sein. In der Wirtschaftslehre kann das Ausagieren eines Wirtschaftsvorteils dazu führen einen Markt zu dominieren. Die Verhaltenswissenschaften sehen darunter schon ein „Verhalten“, das andere beeindrucken, abschrecken, einschüchtern soll und dies auch, wenn notwendig, umsetzen kann. Politik und Ökologie sehen darunter eine Vorherrschaft – über andere Menschen, oder einfach gegebener Weise, einer Pflanze oder Gattung in einer Region.
Wenn wir dann von „Dominanz und Submission“ sprechen, meinen wir, das alles klar ist. Doch damit eine Session harmonisch verläuft und nicht unterschiedliche Erwartungshaltungen kollidieren, sollten die Beteiligten im Idealfall dasselbe Verständnis des Begriffes Dominanz haben und dabei geht es nicht um die objektive Wahrheit, sondern das subjektive Empfinden. Aber ist das individuelle Verständnis von Dominanz so einheitlich? Meinen Top und Sub dasselbe, wenn von Dominanz die Rede ist? Wie fühlt sie sich für jeden an, wie versteht jeder den Begriff, was erwartet er vom anderen, wenn er sich in die Rolle begeben will, die zum Spiel passt? Was kommt raus, wenn jeder sich die Frage stellt: „Was verstehe ich unter Dominanz?“

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.
Für Weitgereiste besteht Übernachtungsmöglichkeit im angeschlossenen Hotelbetrieb (bitte selbst dort reservieren).

 

Quelle: SWL

Rückschau: SundMehr am 26.01.2018 – Themensammlung

8 Teilnehmer, darunter ein interessierter Erstbesucher, trafen sich am 26.01.2018 im Gesprächskreis SundMehr um Themen zu sammeln, die sie gerne im laufenden Jahr besprechen würden.
Die Einstiegsrunde wurde mit der Frage verknüpft, welche Themen im vergangenen Jahr für den Einzelnen besonders hervorstechend waren und welche neuen Themen gewünscht wurden. Nicht jeder hatte ein besonderes Highlight aus dem letzten Jahr zu nennen. Eine Anwesende fand eigentlich fast jedes Thema auf irgend eine Weise interessant, eine andere fragte sich, ob sich eine gewisse Konsum-Haltung breit mache. Ein Anwesender erwähnte dann den Abend zum Thema der „Maskulinisierung“ als interessant, sowie die Tatsache, dass beim Thema „Ist Reden Silber?“ die Aussagen zur Notwendigkeit von Kommunikation sich gravierend von denen beim Thema „Gewalt“ unterschieden. Als besonders hervorstechend wurde dann der Abend zum Thema Schmerz, bei dem als Gast ein Fachbuchautor, Ethnologe und Psychiater anwesend war. Mit Spannung erwartet wird der im März bereits festgelegte Abend zum Thema „Gewalt“, bei dem eine Sexualwissenschaftlerin eingeladen ist, die sich im Bereich der Beratungsarbeit mit der Thematik auseinandersetzen muss und somit zwar nicht aus der BDSM-Szene stammt, jedoch durchaus „vom Fach“ ist.
Teils versteckt, teils ausdrücklich benannt kamen im dann folgenden Gespräch einige Themen ans Licht, die schon bei der Überlegung ein Interesse weckten, das dazu führte, dass zum Teil schon andiskutiert wurde, was an den betreffenden Abenden dann thematisiert werden soll.

Gesammelt wurden Themen wie:

  • Dominanz (im Verständnis der Akteure)
  • Nähe und Distanz als getrennt diskutierte Themen, bezogen auf Spiel und Beziehung
  • Kick, Gefahr oder Möglichkeit bei spontanen, unverbindlichem SM-Spielen außerhalb des professionellen Bereiches.
  • Musik bei einer Session – zur Untermalung oder zur Qual (Atemlos bei Atemkontrolle), SMige Musik, oder Klischees über SM in der Musik
  • Kommunikation, mal methodisch eingesetzt
  • Weltanschauung: Unterstützung oder Hindernis von eigenen Neigungen? (auch unter dem Aspekt, welche Methoden oder Rituale eingesetzt werden können, ob religiös oder profan)
  • Bastelabend, Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen

 

Quelle: SWL

SundMehr am 26.01.2018 – Themensammlung

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 26. Januar 2018 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Wieder darf im Gesprächskreis SundMehr nach Weihnachten gewünscht werden, welche Themen besprochen werden sollten. Über Gewalt und SM mit der Vertreterin einer Beratungsstelle zu sprechen, steht noch aus, befindet sich aber schon in der Planung für 23. März. Gibt es noch andere Themen, an die wir anknüpfen oder die wir wiederholen sollten? Gerade für neu Interessierte am Gesprächskreis, kann einiges, was für die langjährigen Besucher schon längst gegessen und verdaut ist, relevant sein – und vielleicht bringen gerade neue Gesichter auch neue Gesichtspunkte zu manchen Themen ein, die auch die scheinbar so erfahrenen zu neuen Sichtweisen bringen.
Schaffen wir es auch in diesem Jahr wieder, uns ohne Klischees und Attitüden zu begegnen, auf der Grundlage, dass es „den richtigen“ SM gar nicht gibt, solange die Grundlage von „safe, sane, consensual & fun“ gewährleistet ist? Wir freuen uns über Eure Vorschläge egal ob alt, ob neu, bringt mit, was Euch auf dem Herzen liegt und lasst uns darüber sprechen, wie und wann wir die Themen angehen.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

 

Quelle: SWL

Rückschau SundMehr am 24.11.2017 „SM und Küche“

Acht Leute mit sadomasochistischen Vorlieben trafen sich zum letzten Termin des Gesprächskreises SundMehr in 2017, um sich über „SM und Küche“ auszutauschen. Die Anwesenheit eines seltenen Besuchers rechtfertigte die schon zum Ritual gewordene Vorstellungsrunde, die mit der Frage, welche Assoziationen jeder einzelne zum Thema hat, verbunden wurde.
Gleich die Teilnehmerin, die mit ihrem Statement beginnen sollte tat sich damit schon schwer, gab es für sie nur wenige Anknüpfungspunkte; zudem darunter noch nicht spruchreife, wollte sie ihrem anwesenden Partner nicht die Überraschung nehmen. Sprichwörtliche Aspekte, wie Kochlöffel oder Nudelholz wollte der nächste gar nicht erwähnen. Vor Jahren hatte er aber von einem SM-Kochkurs gehört, bei dem gemeinsam gekocht, später dann im Ambiente von Dominanz und Submission (DS) bedient und gegessen wurde.
Daran knüpfte der nächste an, der eine Küchenschürze durchaus auch als reizvoll empfinden konnte. Doch auch ein Messer habe – vorsichtig und ohne Verletzungsabsicht fühlbar gemacht – einen gewissen Reiz. Allein, wenn derjenige, der es hilflos zu spüren bekommt, weiß, dass es sich um ein Messer handelt, könne dies einen Kick auslösen.
Tatsächlich und etwas vorhersehbar für viele Anwesende, erzählte ein Besucher mit beruflichem Hintergrund in der Landwirtschaft, dass ihm gerade bei der Ernte, wenn Lauchstangen oder Karotten ihm so locker in der Hand liegen, sadomasochistische Gedanken kämen, weil Lauch gut als Schlaginstrument diente und Karotten alle möglichen, auch schöne Formen zeigte, die auch zurecht geschnitzt werden konnten.
Mit all dem konnte der nächste in der Runde nur wenig anfangen. Klar ließe sich vieles zweckentfremden, doch stoße ihn das Ambiente „Küche“ eher ab. Er brauche vor allem auch die erotische Umgebung, um auch entsprechend angesprochen zu werden und die Küche stünde für ihn nicht dafür. Im weitesten Sinne dachte ein anderer Anwesender beim Thema Küche und Kulinarik vor allem an ein „Lebendbuffet“, bei dem eine Person als Unterlage für das angerichtete Essen dient, von der sich Anwesende dann bedienen können.
Das nächste Statement betraf die Bekanntschaft eines Koches, die der Teilnehmer vor längerer Zeit gemacht hatte. Gemeinsam mit anderen Paaren hatten man gemeinsam zubereitet und gekocht, eben auch mit SMigen Anklängen beim Servieren und Zubereiten – entsprechend der Rollenaufteilung war klar, wer die Zwiebeln zu schneiden hatte… Seine Partnerin dachte bei vor allem an gefrorene Früchte, die ja nicht nur zum Verzehr dienen müssten (später am Abend wurde auch die Gefahr von Blasenentzündungen thematisiert).
Abgeschlossen wurde die Einstiegsrunde mit Erinnerungen an Aphrodisierende Rezepte, die vor 12 Jahren bereits einmal an einem Gesprächskreisabend zum Jahresende vorgestellt (siehe auch http://www.sundmehr.de/Termine/20061124.htm) und mit Erfolg nachgekocht wurden.
Beim anschließenden Gespräch meinte eine Anwesende gleich, dass sie sich vorstellen könnte, Zutaten, die nicht giftig oder ungesund seien, beim zubereiten zu verwenden. Hier stellte sich im Gespräch heraus, dass es schwierig sei, wenn die Ekelgrenze so überschritten wird, dass die Stimmung leidet. Die Zutaten dagegen unbemerkt unter das Essen zu mischen, kann fragwürdig sein, wenn der dominierte nichts davon mitbekommt, dominiert zu werden – was die ganze Aktion ad absurdum führen kann.
Ein weiteres Gespräch entwickelte sich um den Aspekt, warum bei „Lebendbuffets“ in der Regel daran gedacht wurde, dass Frauen die jeweilige Unterlage darstellten. Der Aspekt, ob auch in dieser Hinsicht Männer und Frauen mit Sexualität anders umgehen, entfaltete ein neues Thema, das gegebenenfalls im nächsten Jahr beleuchtet werden könnte.
Erotische Momente könnten schon bei der Zubereitung entstehen, meinte ein Anwesender, der an ganze Kochbücher mit aphrodisierenden Lebensmitteln dachte und vermutete, dass es hier eher die optischen Signale seien, als eine Wirkung der Zutaten, die über den Stoffwechsel in den Hormonhaushalt eingreifen. Beim Schnüren einer Roulade oder Wickeln eines Rollbratens könnten einem da schon Gedanken kommen, wurde bestätigt. Möglicherweise trifft dies auch bei angeblich potenzsteigernden Mitteln, die in der asiatischen Küche schon die Grenze zur Natur-Pharmazeutik tangieren (und geschützte Tierarten wie Nashörner dem Aussterben näher bringen) zu – oder eben in archaischen Vorstellungen wurzelnde Ideen, dass das, was aufgenommen wird, sich auch in der eigenen Physis auf wundersame Weise abzeichnet.
Dass beim Thema Wein auch die fränkische Rebsorte „Domina“ (Kreuzung aus blauem Portugieser und Spätburgunder) zur Sprache kommen musste war absehbar. Allerdings konnte ein Anwesender aufklären, dass Domina schlichtweg die Bezeichnung einer Klostervorsteherin („Herrin“) sei.
Einige Jahre lang wäre auf dem Etikett (zumindest bei einer über Ebay erhältlichen Sonderedition) auch eine solche abgebildet gewesen, bis dies vom Weingut untersagt worden sei. Zumindest die typische Bocksbeutel-Flasche ist bei einer Überprüfung via Google Bildersuche nicht mit der erwähnten Abbildung zu finden und ob bei anderen Flaschen das Etikett ausgetauscht wurde, um daraus ein Werbewirksames „Männergeschenk“ zu machen steht dahin.
Es blieb die Idee, im Rahmen eines DS-Szenarios die Zubereitung und das Servieren als Dienst an der Herrin zu empfinden. Eine Anwesende konnte dem schon etwas abgewinnen, fand allerdings die Vorstellung, ihren Partner aus einem Napf essen zu lassen oder das Essen extra noch zu passieren, damit dies noch entwürdigender wirkt, eher ablöschend.
„Nahrung hat für mich einen hohen Wert und wenn ich mit meinem Partner gemeinsam koche und Essen will, kann ich das so nicht genießen.“ Nicht ausdiskutiert wurde an dieser Stelle die Frage, wie wichtig ihr ist, was für ihren Partner den größeren Genuß darstellt – oder ob sich das SMige Szenario gerade hier als Zutreffend herausstellt, weil darauf keine Rücksicht genommen wird. Das SM-Paradoxon der einvernehmlichen Unterwerfung zeigte hier kurz sein freches Gesicht… Wie kreativ sadomasochistische Erotik sein kann, die weit über das Geschehen in einem Schlafzimmer hinausgeht, zeigte sich an der Phantasie eines Teilnehmers, der für die Umsetzung noch nach einer Lösung suchte: Eine Schokolade, die nicht auf der Haut, sondern erst im Mund schmilzt benötigte er, um eine Partnerin darin einhüllen zu können, sodass der süße Überzug auch hart wird, jedoch später abgeknabbert werden kann. Das entsprechende Produkt sei bereits in der Entwicklung, aber noch nicht auf dem Markt. Die Schilderung führte dazu, dass mehrere Anwesende
mittels Smartphone mit nach Lösungen suchten: Zuckerguss, sei halt keine Schokolade und dauere zu lange um auszuhärten; Zucker selbst habe einen zu hohen Schmelzpunkt von 186 C°, sodass schwere Verletzungen vorprogrammiert seien, was natürlich ein Ausschlusskriterium sei.
Kältesprays für die Verwendung bei Schokoladenschaustücken gibt es jedoch auf dem Markt. Es entstand auch hier eine Diskussion, welche Vorsicht hier geboten sein musste, damit keine Verbrennungen hervorgerufen werden. Wir raten allen Lesern zu größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt! Der Urheber der Phantasie tröstete sich damit, sich halt noch einige Jahre vorzufreuen, bis das Produkt erhältlich sei.
Entwickelt würde es bereits, wie er recherchiert habe.
Zum Schluss kamen dann doch noch einige wenige Exponate zum Zug, darunter der sprichwörtliche Kochlöffel, oder das bereits erwähnte Messer. Theoretisch ergänzt wurde die in BDSM-Kreisen beliebte Frischhaltefolie, wobei darauf hingewiesen wurde, dass die Breite ausschlaggebend sei, ob wirklich flächig eine Person umwickelt werden kann, oder ob schmalere Bahnen zu riskanten Einschnürungen führen. Als weiteres Utensil wurde ebenfalls theoretisch, eine Eieruhr erwähnt. Auch Menschen können klassisch konditioniert werden, wie der Hund des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow. Wird das Ticken wahrgenommen und erfolgt bei mehrfacher Wiederholung direkt beim Läuten ein SM-Erotischer Reiz, kann dies, später im Alltag, noch dazu führen, dass die entsprechenden Gefühle erinnert werden.
Nach dem moderierten Teil klang der Abend noch aus, mit Gesprächen und Locations, bis die Runde sich nach und nach auflöste.

Der nächste Gesprächskreis SundMehr findet einem Blick in die Zukunft und zur Themensammlung am 26. Januar 2018 statt.

Wir wünschen bis dahin allen Teilnehmern frohe, gesegnete oder auch nur nette Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

 

 

Quelle: SWL

24.11.2017 SundMehr „SM und Küche“

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 24. November 2017 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Wenn sich der Herbst dem Ende neigt, steht die Vorweihnachtszeit vor der Tür. Und dem romantisch veranlagten Sadomasochisten stellt sich die Frage: krieg ich’s gebacken? Oder kocht mein Sub schon vor Sehnsucht auf die nächste Session? Wird es eher scharf, mild oder seltsam? Viele kreative Sadomasochisten sind gut bewandert in der Küche – kennen sich aus mit aphrodisierenden Gerichten oder wie man das eine oder andere Utensil zweckentfremdet. Liebe geht durch den Magen – die Küche kann auch Ort des Ausdrucks, erotischer Phantasien sein. Nicht alles muss auf, manches kann ja auch unter dem Tisch stattfinden. Was fällt Euch eigentlich ein? Als Variante des Bastelabends wollen wir diesmal das Thema „SM und Küche“ betrachten und jeder Besucher ist aufgefordert, etwas beizutragen. Exponate oder Beispiele dürfen gerne mitgebracht werden.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.
Für Weitgereiste besteht Übernachtungsmöglichkeit im angeschlossenen Hotelbetrieb (bitte selbst dort reservieren).

 

 

Quelle: SWL

Rückschau: SundMehr „Sexualisierte Gewalt oder SM?“

Elf Besucher des Gesprächskreises SundMehr trafen sich am 27. Oktober 2017, um sich über sexualisierte Gewalt auf dem Hintergrund und doch in Abgrenzung zu Sadomasochismus auszutauschen. Damit klar war, was unter Gewalt zu verstehen ist, wurde diese als „Einwirkung auf ein Gegenüber ohne “ also nicht nur gegen “ dessen Einwilligung“ definiert. Die Eingangsfrage, was „Gewalt in Beziehungen“ darstellen könnte, war für manchen schwer zu konkretisieren, weshalb schon bei einem ersten Statement darum gebeten wurde, eher von der „Gewalttat“ zu sprechen, ob psychisch oder physischer Art, die dann in Beziehungen passieren würde.
Um die Möglichkeit zu erhalten, dass im Gespräch das Bewusstsein geschärft wird, welche Facetten Gewalt entstehen lassen können, wurde diese schwierige Unschärfe aber bewusst stehen gelassen.
„Gewalt ist mir aus der Kindheit bekannt. Wenn mir in der Beziehung Gewalt angetan würde, wäre ich weg!“ machte die nächste Teilnehmerin bei ihrem Vorstellungsstatement gleich klar. Ihre Nebensitzerin brachte Gewalt weder mit SM noch mit Beziehung in Verbindung – und meinte ganz klar, dass Gewalt nicht zu tolerieren sei. Der nächste Teilnehmer stellte dar, dass eine Verhaltensweise von der Außenperspektive her betrachtet, wie Gewalt aussehen könnte, ohne dass sie dies, von der Innenperspektive gesehen, sei. So könne durchaus Bestandteil eines sadomasochistischen Spiels sein, Angst vor Gewalt zu erzeugen.
Gleichzeitig stellte er die Problematik dar: „Wenn wir das alle perfekt hinbekämen, auf Signale und Gesten der Gegenüber zu achten und sie korrekt zu deuten, benötigten wir ja keine Kennwörter.“ Ein anderer Teilnehmer stellte einen biblischen Bezug her. Dort sei ja
zu lesen „wer sein Kind liebt, der züchtigt es“ [im Original: „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.“, Sprüche 13, 24] Dabei habe er andererseits gelesen, dass Schläge, als Erziehungsmittel zu SM-Neigungen führe und überlege mit Bezug auf sich selbst, ob dies stimme. Definitiv schlage er darum seine Kinder nicht. Für diese sei es ohnehin die heftigste Strafe, wenn er den Stecker des Modems für das W-Lahn ziehe. Ansonsten käme ihm bei „Gewalt“ auch der Begriff „gewaltig“ in den Sinn, den man auch für Naturerscheinungen benutze.
Eher etymologisch ging ein anderer Teilnehmer an die Frage heran und erklärte, dass von seiner Herkunft her „walten“ in „Gewalt“ stecke, was ursprünglich „etwas bewirken“ meine. Dabei fände er die psychische Gewalt weit schlimmer, als physische. Ein Beispiel dafür zeigte sich beim nachfolgenden Paar, denn die Frau fand vieles von dem bereits gesagten so passend, dass sie sich dem nur anschließen könne und das Wort an ihren Mann weitergab, der dies Verhalten gleich augenzwinkernd als „Gewalt“ interpretierte, da er nun gezwungen sei, etwas zu sagen.
Sein Anlass zum ersten Mal an diesem Abend zu SundMehr zu erscheinen war, dass er Leute in seinem Bekanntenkreis kenne, bei denen er sich frage, ob deren Interpretation von SM nicht im Grunde schon Gewalt in der Partnerschaft darstellte. Er wollte hören, was andere Leute zu diesem Thema zu sagen hätten.
Dass Gewalt nichts mit den Rollen, die in der Partnerschaft bezüglich SM definiert sind, zu tun haben muss, war einer anderen Anwesenden wichtig.
Ein Bestandteil von Gewalt in Partnerschaften kann ja durchaus auch sein, dass Information, in einem Zweiergespräch gegeben wird, in einer anderen, vielleicht öffentlicheren Situation ausgeplaudert, missbraucht wird.
Als Einstieg ins Thema wurde darum dargestellt, dass „Gewalt“ in unserem Sprachgebrauch oft auch als „Naturgewalt“ vorkommt. Naturgewalten wie Sturm oder Hochwasser geschehen einfach, ohne dass irgendjemand intervenieren kann. Staatliche Gewalt ist legitimiert („potestas“) zwischenmenschliche Gewalt gilt als verboten („violentia“).
Erneut entstanden bei einem Teilnehmer Bedenken, ob der Begriff nicht doch schärfer gefasst werden könnte, denn „gewaltig“ sei eben nicht das Selbe wie „gewalttätig“. Doch tragen einfache Sichtweisen nicht immer zu einem größeren Bewusstsein in einer Diskussion bei, denn wer sich bei seinem Tun nicht nur auf Sicherheit, Klaren Menschenverstand, sondern vor allem Einvernehmlichkeit beruft, schließt damit kategorisch jede Gewalt aus. Dass es keinesfalls in Ordnung ist ohne Einwilligung jemanden ins Gesicht zu schlagen, dürfte jedem Sadomasochisten klar sein. Doch immer erst zu fragen „darf ich dich fesseln?“ und nach dem „ja“ loszulegen, zu fragen „darf ich dich schlagen“ und nach dem „Ja“ den Rohrstock benutzen lässt eine lebendige, authentische und lustvolle Atmosphäre beim erotischen Spiel nicht aufkommen; in der Praxis kommt eher eine Grundeinwilligung zum Tragen. Darum sollte es an diesem Abend darum gehen, die Sinne für Gefahren der Grauzonen zu schärfen.
Eine Gewalt, der man sich entziehen kann, präzisierte ein Besucher, sei für ihn weit weniger gravierend. Denn hier gäbe es ja immer noch eine Handlungsalternative des Gegenübers. „Doch welche Vorerfahrungen definieren, ob Möglichkeiten des Entzuges wahrgenommen werden?“ fragte eine Besucherin an. Schließlich gibt es das Phänomen, von Frauen, die sich immer wieder einen gewalttätigen Mann suchen und es nicht schaffen, sich zu trennen, oder nach kurzem Beziehungsabbruch wieder zurückkehren.
Die Gründe dafür werden in der Biographie zu finden sein. Allein dies Beispiel macht klar, warum es notwendig ist, für die Diskussion des Phänomens der „Gewalt“ von einem allein körperlichen Geschehen zu lösen und die psychischen Hintergründe mit zu beleuchten.
Gewalt kann durchaus auch subtile Formen annehmen, wurde festgestellt, dabei verändert sich, was gesellschaftlich an Gewalt toleriert wird.
Hier scheint man sensibler geworden zu sein, was die immer wiederkehrenden Diskussionen über Mobbing zeigen.
Einen konkreteren Bezug hinsichtlich BDSM stellte ein Besucher her, in dem er hinterfragte, wie in DS-Beziehungen mit Zumutungen gespielt wird.
Tatsächlich scheinen immer wieder auch submissive Partner Verhaltensweisen nur aufgrund ihrer Rolle zu akzeptieren, obwohl sie sie eigentlich schon längst nicht mehr erotisch oder schön finden. Der Wunsch sich selbst und seinen Partner in der jeweiligen Rolle zu bestätigen und darin sein Glück zu finden, scheint eine große Motivation zu sein. Dabei wird auch bei manchem Aktiven das Verhalten des Passiven / Submissiven Partners nicht richtig interpretiert. „Der Aktive muss voll Verantwortlich mit der Situation umgehen“ forderte ein selbst in aktiver Rolle SM-auslebender Besucher und wurde von seiner Partnerin
darin unterstützt: selbst wenn der Passive mehr will, als er offenbar verträgt, muss der Aktive erkennen und bestimmen, wann Schluss ist.
Daraus ließ sich schließen, dass auch die vorgeblich submissiven Partner die fordernden sein können, die sehr wohl auch Einfluss auf ihre dominanten Gegenüber ausüben kann der auch zur Gewalt werden? „Aus Gründen der Liebe immer mehr zu fordern muss keine Spezialität Dominanter oder Submissiver SM-Spielpartner sein“ wurde daraufhin festgestellt. Denn Liebe kann immer ein Grund sein, über die eigenen Grenzen hinweg zu gehen.
Muss dann nicht eher von „Macht“ als von „Gewalt“ gesprochen werden? Fragte ein Teilnehmer an. „Dem Partner etwas unterzujubeln, was er vielleicht nicht gerne will kann witzig sein, wenn es in den Beziehungsrahmen passt“ fand eine Teilnehmerin eher gelassen. Gewalt sei für sie gegeben, wenn eine negative Absicht, ein Vorsatz gegeben ist.
Fraglich sei dabei, welche Motivation hinter dem Verhalten stecke. Angst vor Beziehungsverlust sei für sie dabei ganz falsch die richtige Motivation sei für sie, wenn sie etwas machen ließe, weil sie es für sich schön fände. Schlimm sei, wenn man in einer Beziehung bliebe, obwohl sie einem nicht gut täte, kam die Bestätigung aus der Runde. Und dennoch wurde erneut betont, dass das Aufrechterhalten der Beziehung und der Liebe ein sehr großes Motiv sein kann.
Aus einem Gespräch mit der Mitarbeiterin einer Beratungsstelle, am Stand es Arbeitskreises SM und Christsein beim diesjährigen Kirchentag, wurde von Frauen berichtet, deren Beziehung sich auf initiative ihrer Partner polyamourös entwickelt hatte. Litten diese dann darunter und nahmen wahr, dass diese Beziehungsform ihnen nicht lag, bekamen sie die Vorhaltung, „eben noch nicht so weit“ zu sein, sich noch weiter entwickeln zu müssen, was sehr verletzend ist. Bei gleicher Bedürfnislage könne dies ja in Ordnung sein, folgerte die Teilnehmerin.
Doch gäbe es naturgemäß unterschiedliche Bedürfnisse in jeder Beziehung.
Es sei eine große Herausforderung, dass die Kommunikation darum gerade in sadomasochistischen Beziehungen sehr gut sein muss. Gerade der Wunsch, sich und dem Partner was Gutes zu tun, kann sich auch als Falle entpuppen oder als Anspruch einer der Partner, an den er an sich oder den anderen stellt und an dem er zu verzweifeln droht, bis der Frust ihn zu Aggressionen treibt, die in Gewalt münden.
Die Kommunikation vor und nach einer Session wurde darum an diesem Abend als besonders wichtig betrachtet – auch von Anwesenden, die dieser beim
letzten Gesprächskreis eher geringere Bedeutung zumaßen. Nur durch Offenheit und gute Kommunikation können Missverständnisse vermieden werden, bei denen der eine dem anderen seinen Willen aufzwingt, und einer von beiden hinterher feststellen muss, dass ein Stück Einvernehmlichkeit schmerzlich fehlte.
Zur Gewalt kann man auch verführt werden, oder sich selbst darauf einlassen denn ob etwas „Gut“ oder „Böse“ ist, hängt nicht allein vom Geschehen ab, sondern auch von der dahinterliegenden Motivation. Dabei gilt aber auch, dass nicht alles, was vordergründig als einvernehmlich bezeichnet wird, wirklich gut, für alle Beteiligten ist.

In Vorbereitung des Abends bestand die Idee, jemanden von einer entsprechenden Beratungsstelle einzuladen. Nach einer etwas längeren Vorlaufzeit gelang dies schließlich, jedoch erst kurzfristig, weshalb der Termin auf das nächste Jahr verschoben wurde. Dennoch wurden für den angebotenen Besuch der Beraterin einer Stuttgarter Beratungsstelle im Anschluss noch einige Fragen gesammelt.

Quelle: SWL

„Fall Kachelmann“: Trotz Freispruch viel verlieren

Wie man trotz Freispruch wegen Vergewaltigungsvorwürfen seine berufliche Zukunft verlieren kann, zeigt der Beitrag des ARD Fernsehmagazins „Panorama“ vom 26.10.2017 Als im Jahr 2010 gegen Jörg Kachelmann wegen Vergewaltigung ermittelt wurde, kamen manchem Sadomasochisten Verunsicherungsgefühle, weil klar war, wie schnell man in die Mühlen der Justiz kommen kann.
Fest steht, der ARD-„Wetterman“ Jörg Kachelmann hatte eine Beziehung, die irgendwann wohl ins Negative gekippt ist, was seine Partnerin veranlasste, ihn wegen Vergewaltigung anzuzeigen.
Medienwirksam wurde seine Verhaftung verfolgt – er kam in Untersuchungshaft und im Prozess stellten sich die Vorwürfe als unwahr und für ihn ein Freispruch heraus, der jedoch weit weniger differenziert in den Medien verbreitet wurde, wie der im Internet noch abrufbare Beitrag des Magazins „Panorama“.
Die Klage gegen die BILD-Zeitung wegen der Verletzung und unwahren Darstellung seiner Privatsphäre wurde gewonnen und brachte ein Rekord-Schmerzensgeld, was kaum bekannt ist, ebenso, dass die Staatsanwaltschaft Mannheim per gerichtlicher Verfügung dazu gezwungen werden musste, unwahre Behauptungen – dass DNA Spuren von ihm am angeblichen Tatwerkzeug festgestellt wurden – nicht wiederholen darf, sind die Spitze eines Eisbergs, der eine gute berufliche Zukunft versenkt.
Dennoch hatte Kachelmanns berufliche Karriere einen Knick – er wurde nicht mehr engagiert und muss und will auch heute noch gegen das Gefühl der Umwelt „das doch etwas dran sein könnte“ ankämpfen.

Der Entsprechende TV-Bericht von Panorama ist im Internet noch abrufbar.

Schon am 24.09.2017 berichtete auch ZDFinfo über den Justiz-Skandal.

Quelle: SWL

27.10.2017 – SundMehr: Sexualisierte Gewalt oder SM?

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 27. Oktober 2017 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Um Vorurteilen abzubauen und eine deutliche Grenze zu Gewalt in Beziehungen und Partnerschaften zu ziehen, berufen wir uns auf den Ehrenkodex von „sane, safe und consensual (&fun)“ und setzen damit den Rahmen, innerhalb dessen die Sehnsucht nach Macht und Gewaltausübung aufgrund Einvernehmlichkeit legitim ist und zur erotischen Erfüllung ausgelebt werden darf.
Vor allem bei vielen submissiven Männern und Frauen mit sadomasochistischen Neigungen, kommt noch der Wunsch nach vierundzwanzig-sieben Lebensweisen hinzu, die es ermöglichen die vereinbarten Rollen möglichst weit mit in den Alltag zu übernehmen – am liebsten: ganz und gar. Sich demütigen und quälen zu lassen und abhängig zu sein.
Oft spielen wir mit Grenzen, genießen den Kitzel, etwas drüber geschubst zu werden und doch sicher und geborgen zu sein. Doch sind Sadomasochisten per se keine besseren Menschen, als andere Zeitgenossen – darum ist die Gefahr von Hörigkeit oder destruktiven Beziehungsformen bei ihnen genauso gegeben, wie bei allen anderen Menschen. Und neben der Inszenierung von Gewalt, hegen und pflegen wir ja auch unsere tiefsten Sehnsüchte, bis hin zum Utopischen. Wenn der Frust, der entsteht, weil Träume eben doch Begrenzung in der Partnerschaft erfahren, sich in mehr oder weniger latenter Aggressivität äußern, wie stellen wir sicher, dass sich diese nicht in einer mehr oder weniger subtilen Gewalt äußern – die vielleicht noch mit SM gerechtfertigt wird? Können wir die Geister, die wir rufen auch wieder loswerden, wenn wir wollen?

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.
Für Weitgereiste besteht Übernachtungsmöglichkeit im angeschlossenen Hotelbetrieb (bitte selbst dort reservieren).

 

 

Quelle: SWL

Rückschau: SundMehr am 29.09.2017 – „Ist Reden Silber?“

Wohl wegen des bevorstehenden, langen Brückentagswochenendes trafen sich nur fünf Besucher des Gesprächskreises SundMehr am 29. September, um sich darüber auszutauschen, ob Reden Silber ist. Da sich auch ein neuer Interessent darunter fand, wurde dennoch auf eine kurze Vorstellungsrunde nicht verzichtet, die mit der Frage verbunden wurde, ob gern über erotische Bedürfnisse gesprochen wird.
Eine Anwesende befand gleich, dass sie eigentlich gern darüber spreche, es aber innerhalb ihrer Partnerschaft schwierig fände. Eine andere stellte fest, dass etwas schon nicht stimme, wenn viel über Erotik gesprochen werden müsse – denn dann sei offenbar ihr Partner bereits sehr weit weg von ihr.
Für Anwesende ohne feste Partnerschaft stellte sich die Frage: mit wem denn, wenn nicht mit Spielpartnern – mit oder ohne finanzielle Interessen. Tendenziell rede man aber oft zu wenig darüber, wodurch die Wünsche des anderen zu kurz zu kommen drohen. Aus dem Statement eines Teilnehmers ließ sich allerdings auch die Frage ableiten, ob man durch Kommunikation nicht auch Distanz aufbauen kann.
An diesem Abend waren es die anwesenden Männer, die angaben gern, teilweise auch viel über ihre Erotik sprechen zu wollen. Nicht verständlich war es ihnen, warum oft die Frauen diejenigen sind, die weniger darüber kommunizieren wollen. In der Tat besteht ja ein gängiges Gender-Klischee, dass Frauen mehr und besser über ihre Gefühle kommunizieren.
Bei käuflicher Liebe sei es sehr wichtig, möglichst genau zu definieren was man wolle, wurden eigene Erfahrungen geschildert. Doch innerhalb einer Partnerschaft, muss dies nicht in wissenschaftlicher Ausführlichkeit geschehen, befand eine der anwesenden Frauen. Zumal es während einer Session eher als störend empfunden wird.
Wenn allerdings ein Partner zwar aufgeschlossen und tolerant gegenüber SM ist, sich selbst aber nicht als Sadomasochist definieren würde, kann das Bedürfnis entstehen, die eigene Empfindungsweise erklären und nachvollziehbar machen zu wollen. Vielleicht spiegeln sich darin, je nach Rolle, welche die Selbstdefinition in der eigenen Biographie gespielt hat, noch Reste, sich rechtfertigen und erklären zu müssen – weil nicht vorausgesetzt werden kann, dass die Partnerin Neigungen und Bedürfnisse versteht, die einem selbst einmal fremd waren.
Im Bereich der nicht- oder weniger kommerziellen Szene und deren Partys hat Kommunikation natürlich auch die Funktion, überhaupt eine Beziehung zu finden. Was und wie kommuniziert wird, bestimmt hier die Frage, ob die Suche einer Spielpartnerschaft oder einer festen Lebensbeziehung gilt.
Erneut wurde betont: wenn alles innerhalb einer Beziehung diskutiert werden muss, sei die Erotik doch schon längst aus der Beziehung draußen.
Aber kann sie dadurch nicht auch erst rein kommen? Auch von Anwesenden, die ihre Neigungen eher im kommerziellen Bereich ausleben können, wurde die Erfahrung gemacht, dass je länger man zu einer Domina geht, desto weniger erklärt werden muss – einfach weil man sich mit der Zeit besser kennt. Sollte dies in persönlichen Beziehungen nicht auch so sein? Gleichzeitig wurde auch festgestellt, dass Beziehungen, bei denen zunächst Geld floss, dann besser wurden, wenn die gegenseitige Lust vermehrt in den Mittelpunkt trat und der finanzielle Aspekt dafür in den Hintergrund rückte.
Was allerdings laut Aussage aller Beteiligten nicht funktioniert, ist durch genaue Beschreibung der Wünsche und Sehnsüchte ein Drehbuch vorzugeben.
Doch wie können dann Träume wahr werden, ohne dass einer Gedankenlesen können muss? Nicht alle Träume müssten wahr werden, erteilte eine Anwesende der Grenzenlosigkeit von Wünschen und Sehnsüchten gleich einen Dämpfer. Nötig ist, Realismus, Dinge anzustreben, die man gut findet und das betrachten, was in der eigenen Hand liegt – ob der Zweideutigkeit der Worte, kam es hier zu latenter Heiterkeit. Denn im Kopfkino kann man sich ja alle Wünsche, bis hin zum Utopischen erfüllen; doch in der Realität ist man bei der Sexualität auf eine Partnerschaft angewiesen.
Schwierig ist es dabei, wenn das Äußern von Wünschen von vornherein Tabu ist – weil man sonst als „Wunschzettelsub“ bezeichnet wird.
Fakt bleibt, dass in einer authentischen Beziehung ein Partner nur auf die für ihn authentische Weise auf die Wünsche des anderen eingehen und den gewünschten Gefühlszustand auslösen oder erreichen, wenn dieser zuvor kommuniziert wurde. Wird das Ziel von Wünschen als eine Gefühlszustand beschrieben, dürfte es ja auch egal sein, auf welche Weise er erreicht wird. Nur: kommt man hier um die Kommunikation des Bedürfnisses, des Zustandes nicht herum.
Reden ist also nicht immer Silber, sondern kann auch Gold sein, denn erst im Idealfall kennt man sich so gut, dass man nicht viel sprechen muss. Doch um dorthin zu kommen, muss man erst darüber kommunizieren.
Hat man diese Situation erreicht, wird dann Schweigen Gold.

 

 

Quelle: SWL

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